Eigentlich wollte Daniel Schulze in München sesshaft werden. Doch dann zog er für die TRATON GROUP nach Schweden. Dort gefiel es ihm so gut, dass er beschloss, zu bleiben. Seit Juni 2021 ist der 44-Jährige bei der schwedischen Schwester Scania und dort für die gesamte Elektrifizierungsstrategie des Unternehmens verantwortlich. Wo soll es hingehen im Bereich E-Mobilität? Daniel Schulzes Job ist es, Antworten auf diese Frage zu finden.
Das Beraten liegt dem gebürtigen Berliner. Schon als Student hat Daniel Schulze Erfahrungen als Unternehmensberater gesammelt – zunächst im Bereich Wasser und Abwasser. Eine lehrreiche Zeit, erinnert er sich, „aber mein Herz hat für Automotive geschlagen“. Schulze wechselt als Berater in die Automobilindustrie und wird zum Vielflieger: „Jede zweite Woche war ich irgendwo anders.“ Bei einem seiner Einsätze verschlägt es ihn nach Japan. „Anderthalb Jahre lang habe ich in Tokio gearbeitet und gelebt“, Schulze lächelt bei der Erinnerung an diese Zeit. „Das war eine unglaubliche kulturelle Erfahrung.“ Besonders der Drang der Japaner nach Perfektion habe ihn sehr beeindruckt. Und dass er jeden Tag etwas Neues lernen konnte: „Immer wenn ich dachte, ich habe die Japaner verstanden, haben sie im nächsten Augenblick etwas völlig Unerwartetes gemacht.“
Elektrifizierungsstratege
2011 wechselt Schulze zu MAN, zunächst nach Nürnberg, dann nach München. Die ständigen Reisen und Umzüge hatten ihm zugesetzt: „Deshalb wollte ich in München zusammen mit meiner Frau sesshaft werden.“ Sein erster Job ist Leiter des Project Offices im Competence Center E-Mobility. MAN hat 2011 einen neuen Cross-funktionalen Bereich geschaffen, der für das Thema Elektrifizierung verantwortlich ist. Ende 2013 wechselt er innerhalb des Unternehmens und wird Program Manager für Busse. Ein Fahrzeug komplett zu begleiten, von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Einsatz auf der Straße, das war für ihn ein Highlight während dieser Zeit: „Wenn man auf der Autobahn einen der Busse fahren sieht, die man entwickelt hat, und ihn seiner Tochter zeigen kann, dann macht das stolz.“ Nach fünf Jahren in Bayern zieht es Schulze dann doch noch einmal woandershin: Für TRATON wird er 2016 zum Nordlicht und zieht mit seiner Frau nach Schweden.
Team-Leader
Fünf Jahre lang arbeitet Schulze als Leiter der strategischen Produktplanung Fahrzeuge für die TRATON GROUP in Södertälje. „Uns gefällt es in Schweden unheimlich gut“, sagt er. „Unsere Tochter ist hier geboren worden, und mittlerweile ist Schweden für uns zur Heimat geworden.“ Als sich im Juni 2021 die Gelegenheit ergibt, zu Scania zu wechseln, ergreift Schulze sie. Bei Scania führt er ein siebenköpfiges internationales Team, „eine bunt gemischte Truppe, die noch im Aufbau ist“. Sein Job: dafür sorgen, dass Scania beim Thema E-Mobilität eine klare Strategie hat. Auch in seiner neuen Position ist ihm Internationalität wichtig, genauso wie das Hinterfragen von eigenen Vorurteilen, das hat er bei seinen vielen Reisen gelernt: „Die Welt sieht überall anders aus. Daher ist es essenziell, dass man ein gutes Verständnis für die Unterschiede entwickelt und eine Brücke in die jeweiligen Länder schlagen kann, wenn man dort mit Menschen zusammenarbeitet.“
Freizeitkapitän
Die Corona-Pandemie hat den bekennenden Workaholic entschleunigt. „Diese harte Bremse hat mir geholfen, einmal zu reflektieren, was mir wichtig ist.“ Schulze hat gelernt, die Vorteile von Work-Life-Balance zu schätzen. An freien Sommertagen schippert er mit Frau und Kind gern auf seinem kleinen Motorboot über schwedische Gewässer. Sich treiben lassen, abends eine kleine Bucht zum Ankern suchen – „das ist Freiheit“, sagt Schulze und lächelt. Den Drang, privat in ferne Länder zu verreisen, verspürt er derzeit nicht: „Ich habe in meiner Zeit als Berater ein Kofferpacktrauma entwickelt“, sagt er augenzwinkernd. Schulze erkundet mit seiner Familie aktuell am liebsten seine neue skandinavische Heimat. In den Flieger steigt er gerade eher selten. „Das liegt aber vor allem an der Pandemie“, erklärt Schulze. Ganz ohne Reisen würde Schulze dann doch etwas fehlen.