Das vernetzte Nutzfahrzeug der Zukunft kommuniziert ständig mit seiner unmittelbaren Umgebung und ist zugleich über die Cloud mit dem digitalen Ökosystem verbunden. Damit das funktioniert, braucht es leistungsfähige Software. Auf dem zweiten Software Innovation Day entwickelten Anfang des Jahres 2020 in München rund 50 Experten der TRATON GROUP aus den Bereichen IT, Forschung & Entwicklung, Strategie und Sales passende Ideen und Konzepte.
In den kommenden Jahren werden Nutzfahrzeuge auch weiterhin noch einen großen Teil ihrer Wertschöpfung aus Motor, Chassis und Fahrerhaus ziehen. Doch wie wird das Nutzfahrzeug in zehn Jahren aussehen? Welche Geschäftsmodelle werden den Logistikmarkt dann prägen? Welche Rolle wird die Software spielen und wie wichtig werden die Datenmengen sein, die aus dem Betrieb gewonnen werden? Mit Fragen wie diesen befassen sich Experten der TRATON GROUP in einer marken- und funktionsübergreifenden Plattform mit dem Namen „Software Pioneers“. Anfang des Jahres 2020 trafen 50 von ihnen ganz real in München auf dem „Software Innovation Day“ zum zweiten Mal zusammen, um ihre Ideen und Ansätze auszutauschen und weiterzuentwickeln.
„Um echte Innovationen zu schaffen, müssen wir die verschiedenen Entwicklungsansätze innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs miteinander verbinden“, sagt Marcus Wallgren, der das Netzwerk in der TRATON GROUP koordiniert. Fahrzeugspezifische Software, etwa in den Bereichen Telematik und Wartung, muss mit übergreifenden Lösungen wie beispielsweise Transport- und Flottenmanagementsystemen zusammenspielen. „Deswegen arbeiten wir in gemischten Gruppen, in denen die verschiedenen Marken wie MAN und Scania, aber auch die unterschiedlichen Abteilungen – etwa IT, Forschung & Entwicklung oder Business Development – vertreten sind.“
Auf dem Software Innovation Day lag ein Schwerpunkt auf Workshop-Sessions, die die Fachvorträge vertieften und in denen die Software-Experten die „Four Lenses of Innovation“-Methode als Kreativtechnik anwendeten. Dabei rücken sie zum einen vier Bereiche in den Fokus: das Infragestellen von Branchengewohnheiten („Challenging Orthodoxies“), das Nutzbarmachen von Trends („Harnessing Trends“), das Heben von Ressourcen („Leveraging Resources“) und das Verstehen von Kundenbedürfnissen („Understanding Needs“). „Zum anderen betrachten wir in gemischten Arbeitsgruppen diese Fragen dann jeweils aus zwei Blickwinkeln“, beschreibt Marcus Wallgren. „Der eine Blickwinkel ist, welche neuen Geschäftsmodelle aus moderner Software entstehen können, der andere, welche Software für zukünftige Geschäftsmodelle erforderlich ist.“
„Um echte Innovationen zu schaffen, müssen wir die verschiedenen Entwicklungsansätze innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs miteinander verbinden“Marcus Wallgren
Research & Innovation, TRATON GROUP
„Der Transportsektor sieht sich fünf großen Trends gegenüber“Georgia Kaiser
Business Innovation, TRATON GROUP
„Der Transportsektor sieht sich fünf großen Trends gegenüber“, berichtet Georgia Kaiser, die den Bereich Business Innovation der TRATON GROUP verantwortet. „Ein Treiber der Veränderung ist die Regulierung von Emissionen durch die kommende Abgasgesetzgebung. Gleichzeitig wächst die globale Transportleistung weiter an.“ Weitere Anforderungen ergeben sich aus einem veränderten Kundenverhalten, das unter anderem mehr auf Nachhaltigkeit zielt, aus einer immer stärker automatisierten Lieferkette und nicht zuletzt aus neuen Fahrzeugtechnologien wie dem elektrischen oder dem automatisierten Fahren.
„Wir gehen beispielsweise der Frage nach, wie die Produkte der TRATON GROUP in eine höher automatisierte und vernetzte Transportwelt integriert werden können – mithilfe von Software und Daten, aber auch mit neuen Partnerschaften“, sagt Kaiser. So reiche es zum Beispiel nicht, einen Truck auf der Autobahn autonom fahren zu lassen. Er müsse sich auch in die IT-Systeme der gesamten Logistikkette integrieren – etwa an der Laderampe eines Warenlagers oder im Terminal eines Containerhafens. „Das, was wir heute können, ist nur ein Teil dessen, was in Zukunft vom Markt nachgefragt wird“, meint Georgia Kaiser. „Darin liegen Chance und Herausforderung.“
„Bei der Entwicklung von Technologien zum automatisierten Fahren sind wir in einem intensiven Austausch mit den Kollegen von Scania, etwa bei Software zur zuverlässigen Erkennung von Objekten aus den Daten verschiedenster Sensoren oder bei der Entwicklung redundanter Systeme, die autonome Trucks aus Sicherheitsgründen benötigen“, berichtet Olaf Franke, der das Gesamtsystem Autonomes Fahren bei MAN verantwortet. „Veranstaltungen wie diese helfen dabei, eine Vogelperspektive einzunehmen und außerhalb des Tagesgeschäfts Impulse für das große Ganze zu bekommen.“ Denn beim autonomen Fahren gehe es nicht nur um Einzeltechnologien, sondern um das Zusammenspiel aller Einzelmodule in einem komplexen System. Dabei sind es neue Softwaretechnologien, die das autonome Fahren erst möglich machen. „Am Ende muss das zu einer höheren Sicherheit im Straßenverkehr führen und den Kunden einen echten Mehrwert bieten, zum Beispiel indem die neuen Technologien dabei helfen, das Problem des Fahrermangels zu lösen“, betont Franke. „Dafür brauchen wir einen marken- und bereichsübergreifenden Austausch über die ganze Gruppe hinweg.“
„Veranstaltungen wie diese helfen dabei, eine Vogelperspektive einzunehmen und außerhalb des Tagesgeschäfts Impulse für das große Ganze zu bekommen.“Olaf Franke
Technical Lead Autonomous Driving, MAN
„Bei Scania arbeiten wir derzeit unter anderem daran, wie wir mit unseren Produkten und Services eine neues Kundenerlebnis erschaffen können“Rebecka Domeij
Business Development, Scania
Seine Kollegin Rebecka Domeij ist Business Development Manager bei Scania und sieht das ganz ähnlich. Schon von Anbeginn an engagiert sie sich im Netzwerk der Software Pioneers. „Bei Scania arbeiten wir derzeit unter anderem daran, wie wir mit unseren Produkten und Services eine neues Kundenerlebnis erschaffen können“, schildert Domeij. „Heute arbeiten viele Bereiche separat an diesem Ziel. Wenn wir es aber schaffen, die Entwicklung von Software stärker zusammenzuführen, dann können wir das Kundenerlebnis verstärken, indem wir unsere Produkte und Services in die ‚Customer Journey‘ integrieren.“ Das könne beispielsweise ein Softwaresystem für gemischte Fuhrparks sein, das die Kosten der Kunden senkt und ihre Unabhängigkeit steigert. Um solche Lösungen zu entwickeln, helfe auch der persönliche Kontakt auf dem Software Innovation Day. „Wie beim letzten Mal habe ich auch heute wieder viele neue Kollegen von MAN und Scania getroffen“, berichtet Domeij. „Das werde ich jetzt für meine weitere Arbeit nutzen.“