Die TRATON GROUP hat jüngst ihre Halbjahresergebnisse für 2023 bekannt gegeben. In den ersten sechs Monaten des Jahres verkaufte TRATON insgesamt 168.114 Fahrzeuge, ein Plus von 22 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2022. Infolgedessen stiegen die Umsatzerlöse um 27 % auf 22,9 Mrd € gegenüber 18,0 Mrd € im ersten Halbjahr des Vorjahres. Mit einer bereinigten operativen Umsatzrendite von 8,6 % liegt das Unternehmen nun in Reichweite seines Neun-Prozent-Ziels für 2024.

Was hat also zu diesen erfolgreichen Ergebnissen in der TRATON GROUP geführt, zu der die Marken Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus (VWTB) gehören?

Unterschiedliche Faktoren treiben verbesserte Profitabilität des Unternehmens

Starker Auftritt: Scania erzielte in der ersten Jahreshälfte mit einer bereinigten operativen Umsatzrendite von 13,4 % ein starkes Ergebnis.
Starker Auftritt: Scania erzielte in der ersten Jahreshälfte mit einer bereinigten operativen Umsatzrendite von 13,4 % ein starkes Ergebnis.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 wirkten sich zahlreiche Faktoren positiv auf das Unternehmen aus: Die Versorgungslage in den Lieferketten, insbesondere in Europa, hat sich weiter verbessert, was höhere Produktionsvolumina und dadurch eine verbesserte Fixkosten-Absorption ermöglichte.

Scania erzielte in der ersten Jahreshälfte mit einer bereinigten operativen Umsatzrendite von 13,4 % ein starkes Ergebnis. Dies entspricht einer Verbesserung von mehr als fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Bei MAN belief sich die bereinigte operative Umsatzrendite auf 6,8 %, insbesondere im zweiten Quartal konnte MAN die operative Umsatzrendite mit 7,7 % deutlich verbessern. Das Restrukturierungsprogramm befindet sich in der Endphase seiner Umsetzung und wirkte sich bereits positiv auf die Ergebnisse aus. Die Erweiterung des Werks in Krakau konnte im Mai erfolgreich abgeschlossen werden. Die Produktion wird bis Ende 2023 auf bis zu 300 Fahrzeuge und Fahrerhäuser pro Tag hochgefahren. Die bisherige Kapazität am Standort wird dadurch verdreifacht. Damit werden zukünftig rund zwei Drittel aller Lkw und Lkw-Fahrerhäuser des gesamten MAN-Portfolios in Polen produziert. Navistar erwirtschaftete eine operative Umsatzrendite von 6,2 % (plus 2,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr).

Durch die Einführung der neuen, strengeren Abgasnorm PROCONVE P-8 in Brasilien entwickelte sich in Südamerika die allgemeine Kundennachfrage rückläufig. Dies führte auch zu einem entsprechend starken Rückgang des Lkw-Absatzes bei der TRATON-Marke Volkswagen Truck & Bus. Dennoch erzielte VWTB in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 eine operative Umsatzrendite von 9,3 %, die nur geringfügig unter der des ersten Halbjahres 2022 lag.

Zusammenfassend führten unterschiedliche Treiber zu einer starken Performance der TRATON GROUP: Bei Scania waren es vor allem die guten Verkaufszahlen sowie die positive Geschäftsentwicklung im Vehicle-Services-Geschäft, der Markt- und Produktmix sowie die Preisdurchsetzung. Faktoren, die bis auf den Markt- und Produktmix auch bei MAN und mit Ausnahme des Vehicle-Services-Geschäfts bei Navistar relevant sind. Bei Volkswagen Truck & Bus wurden vor allem durch die Preisdurchsetzung und Produktpositionierung neue Impulse gesetzt. Gleichzeitig belasteten über alle Marken der TRATON GROUP hinweg gestiegene Material-, Rohstoff- und Energiepreise und der globale Anstieg der Inflation.

TRATON setzt restriktive Auftragsannahme fort

Trotz einer fortgesetzt robusten Nachfrage, größtenteils in Europa und Nordamerika, war in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 ein Rückgang der Auftragseingänge in der TRATON GROUP zu verzeichnen. Das Book-to-Bill-Verhältnis des Unternehmens lag bei 0,7, was bedeutet, dass der Absatz höher war als der Auftragseingang. Der Auftragsbestand hat sich zwar rückläufig entwickelt, liegt aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau mit entsprechend langen Wartezeiten für die Kunden. Infolgedessen waren die Marken von TRATON bei der Annahme von Aufträgen weiterhin zurückhaltend. Vor allem bei Navistar wurden nur sehr selektiv Aufträge angenommen, da dort das Auftragsbuch für 2024 erst im Laufe des dritten Quartals vollständig geöffnet wird und die Produktion 2023 weitestgehend verkauft ist.

TRATON‘s Vehicle-Services-Geschäft und Finanzdienstleistungen wachsen weiter

Navistar Produktion
Blick fürs Wesentliche: In Nordamerika ist die Produktion von Navistar für 2023 nahezu ausverkauft. Das Unternehmen ist bestrebt, sein Angebot an emissionsfreien Lösungen für Kunden zu erweitern.

In den ersten sechs Monaten 2023 konnte TRATON zudem eine Ausweitung seines Vehicle-Services-Geschäfts verzeichnen. Dieser Bereich beinhaltet das Ersatzteilgeschäft, Services und Lösungen, die einen kontinuierlichen Einkommensstrom ermöglichen, der weniger von Schwankungen beim Fahrzeugverkauf und den Marktbedingungen abhängig ist.

In Summe ist das Fahrzeugdienstleistungsgeschäft des Unternehmens im ersten Halbjahr 2023 weiter gewachsen. Mit einem Umsatz von 2,2 Mrd € (3 % mehr als im Vergleichszeitraum 2022) war – neben dem Neufahrzeug-Geschäft der TRATON-Marken – das Vehicle-Services-Geschäft ein wichtiger Faktor für die Umsatzentwicklung des Unternehmens. TRATON wird in Zukunft Transport und Logistik aktiv gestalten. Dazu wird das Unternehmen neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften etablieren, die in einer von Elektrifizierung, autonomen Fahren und Vernetzung geprägten Welt Mehrwert schaffen. Der Wandel zur E-Mobilität wird sich auf das Vehicle-Services-Geschäft der TRATON GROUP positiv auswirken. Das etablierte und technisch gut ausgestattete Servicenetz der TRATON-Marken erschließt so zusätzliche Kundengruppen für komplexe Reparatur- und Wartungsarbeiten. Das gilt auch für neue Komponenten wie Batteriesysteme. Darüber hinaus kann das Serviceportfolio erweitert werden, zum Beispiel um Ladevorgänge, Batterierecycling oder Serviceangebote rund um die Fahrzeugvernetzung.

Auch das Finanzdienstleistungsgeschäft von TRATON zeigte im ersten Halbjahr eine sehr gute Leistung, wobei die bereinigte operative Umsatzrendite mit 21,5 % auf einem hohen Niveau geblieben ist.

Strategische Weiterentwicklung von TRATON Financial Services

TRATON erreichte im Juli einen weiteren wichtigen Meilenstein mit der Unterzeichnung einer Rahmenvereinbarung mit Volkswagen Financial Services und der Volkswagen Bank: Die vereinbarte Übernahme wesentlicher Teile des weltweiten Finanzdienstleistungsgeschäfts von MAN und VWTB ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung von TRATON Financial Services zum globalen, konzerneigenen und integrierten Finanzdienstleistungsgeschäft der TRATON GROUP.

Die Transaktion umfasst den Verkauf und die Übertragung der Rechte zur Bereitstellung von Finanzlösungen für MAN- und VWTB-Kunden. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, wird das Geschäft Land für Land übertragen. Die Integration soll bis zum zweiten Quartal 2025 abgeschlossen sein. Durch die Bündelung der Finanzdienstleistungen für die Nutzfahrzeugmarken des Unternehmens kann TRATON deren Absatz in Zukunft noch besser unterstützen.

Wichtige Fortschritte in der Elektromobilität in Richtung eines nachhaltigen Transports

E-Cockpit
Bekenntnis zur Elektrifizierung: Die TRATON GROUP und ihre Marken haben eine klare Roadmap für ihre elektrifizierten, vernetzten und automatisierten Nutzfahrzeuge.

Das Unternehmen hat eine klare Roadmap für seine elektrifizierten, vernetzten und automatisierten Nutzfahrzeuge. Im ersten Halbjahr 2023 konnte die TRATON GROUP weitere Fortschritte im Bereich der Elektromobilität erzielen.

Im April stellten Scania und Northvolt eine gemeinsam entwickelte Batteriezelle für elektrisch-betriebene schwere Nutzfahrzeuge vor. In Validierungstests hat die Lithium-Ionen-Zelle bewiesen, dass sie einen Lkw auf einer Strecke von 1,5 Millionen Kilometern mit Strom versorgen kann – das entspricht der gesamten Lebensdauer des Fahrzeugs. Die Zelle wird mit grünem Strom in Nordschweden hergestellt und hat einen CO2-Fußabdruck, der etwa einem Drittel vergleichbarer Batterien in der Branche entspricht. Nach der Markteinführung des batterieelektrisch angetriebenen Lkw für den Regionalverkehr im Jahr 2022 wird Scania noch in diesem Jahr einen Lkw für den Fernverkehr auf den Markt bringen. TRATON‘s schwedische Marke hat außerdem kürzlich in Zusammenarbeit mit ABB E-mobility den ersten Test zur Entwicklung eines Megawatt-Ladesystems erfolgreich unternommen.

Auch MAN bereitet sich darauf vor, 2024 mit der Serienproduktion seines batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw zu beginnen. Das Unternehmen hat bereits wichtige Kunden, darunter Duvenbeck und DB Schenker, gewonnen und mehr als 500 Vorbestellungen erhalten. Unterdessen hat die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH bis zu 100 Einheiten des Lion's City 12 E Bus bestellt, um die Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs in der zweitgrößten deutschen Stadt weiter voranzutreiben.

Im vergangenen Quartal kündigte Navistar außerdem die Auslieferung der ersten International® eMV™-Serie mit ePower an Sysco an, einem weltweit führenden Lebensmittellieferanten. Die Unternehmen werden ihre Kräfte bündeln, um die Nachhaltigkeitsbemühungen im Segment der vollelektrischen Kühllastwagen der Klasse 6 zu beschleunigen und die Emissionsreduzierungsziele der Initiative Science Based Targets von Navistar zu unterstützen.

Als einziger Hersteller mit einer Großserienproduktion von Elektrofahrzeugen in Brasilien feierte VWTB vor kurzem einen Meilenstein mit dem Start der Serienproduktion seines e-Delivery-Lkw.

Positiver Ausblick für das Geschäftsjahr 2023 bestätigt

Nach der starken Entwicklung im ersten Halbjahr bestätigt die TRATON GROUP ihre Prognose für das Geschäftsjahr 2023 weitestgehend. Das Unternehmen geht außerdem davon aus, dass der Konzernabsatz und die Umsatzerlöse um jeweils 5 bis 15 % steigen werden. Darüber hinaus erwartet TRATON eine bereinigte operative Umsatzrendite im Geschäftsfeld TRATON Operations zwischen 7,5 und 8,5 % und geht für das Geschäftsfeld TRATON Financial Services nun von einer Spanne von 13,0 bis 18,0 % aus.

Sowohl die Prognosespanne von 7 bis 8 % für die bereinigte operative Umsatzrendite der TRATON GROUP als auch der Ausblick von 1,8 bis 2,3 Mrd € für den Netto-Cashflow des Geschäftsfelds TRATON Operations bleiben unverändert. Das Unternehmen geht jedoch derzeit davon aus, das Jahr 2023 mit beiden Indikatoren am oberen Ende der Prognosespanne abschließen zu können.

Treiber dieser positiven Prognose ist die bereits im ersten Halbjahr 2023 spürbare höhere Auslastung der Produktion sowie eine gesteigerte Fahrzeugauslieferungen und damit einhergehende Fixkostendegressionseffekte im Geschäftsfeld TRATON Operations. Die deutlich gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe und sonstige Zulieferteile werden, wie im ersten Halbjahr 2023, auch in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit Preismaßnahmen kompensiert.