In den vergangenen Jahren hat Kalifornien unterschiedliche Schritte unternommen, um Verkaufs- und Kaufanforderungen für batterieelektrisch angetriebene Personen- und Nutzfahrzeuge festzulegen. Außerdem hat Kalifornien eine Verordnung über niedrige NOx-Emissionen eingeführt, um die Emissionen von Dieselmotoren zu verringern. Aufgrund einer Bestimmung des Bundesgesetzes zur sauberen Luft (Clean Air Act) können US-Bundesstaaten mit ähnlichen Luftqualitätsproblemen Vorschriften und Standards aus Kalifornien oder der US-Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) übernehmen. Die Einhaltung dieser Regeln kann für Kunden und Unternehmen gleichermaßen eine Herausforderung darstellen.
Die TRATON-Marke Navistar arbeitet in den USA mit den jeweiligen Regierungen auf Bundes- und Landesebene zusammen, um – mit Blick auf die Zukunft – die Herausforderungen bei der Einhaltung von Vorschriften zu bewältigen und ein Umfeld zu schaffen, das für Diesel- und für Elektrofahrzeuge eine stabile Regulierung möglich macht.
Maßnahmen der Regierung zu Verkehrsemissionen
Ab 2036 soll in Kalifornien ein Verkaufsverbot für mittelschwere und schwere Lkw und Busse mit Verbrennungsmotoren in Kraft treten. Stattdessen werden nur noch neue emissionsfreie Lkw und Busse zum Verkauf zugelassen, wie die Regulierungsbehörde California Air Resources Board (CARB) Ende April 2023 beschlossen hat. Ab dem kommenden Jahr verpflichtet Kalifornien die Transportbranche, den Anteil batteriebetriebener Lkw, Busse, Transporter und Pick-ups bis 2035 schrittweise zu erhöhen; zwölf Jahre später müssen Nutzfahrzeuge und Busse in Kalifornien komplett emissionsfrei auf den Straßen unterwegs sein. Gemäß den neuen CARB-Regeln muss ab 2024 die Hälfte aller von staatlichen und kommunalen Behörden angeschafften Fahrzeuge emissionsfrei sein, bis 2027 sogar 100 %, sofern die Technologie verfügbar ist. Mit diesen Plänen geht der Golden State weit über die Pläne der EU hinaus. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die CO2-Emissionen neuer Lkw bis 2035 um 65 % und bis 2040 um 90 % zu reduzieren.
In Kombination mit dem von US-Präsident Joe Biden im vergangenen Jahr initiierten „Inflation Reduction Act“ (IRA), der massive steuerliche Anreize für umweltfreundliche Investitionen in den Vereinigten Staaten bietet, eröffnet sich für die Hersteller von Bussen und Lkw mit batterieelektrischem Antrieb jenseits des Atlantiks nun ein Portfolio an Herausforderungen und Möglichkeiten. Ziel ist es, die Produktion und den Verkauf von batterieelektrischen Fahrzeugen in den Vereinigten Staaten anzukurbeln und den Umstieg auf saubere grüne Energiequellen zu fördern. Das Gleiche gilt für die Produktion von Solarzellen, Windkraftanlagen und Batterien. Es ist offensichtlich, dass Klimaschutz- und Umweltprogramme in Teilen der Vereinigten Staaten im öffentlichen Bewusstsein angekommen sind und US-Unternehmen zu globalen Technologieführern machen sollen. Ein wichtiger Schritt auf Bundesebene ist dabei der „Infrastructure Investment and Jobs Act“: Die US-Regierung geht dabei in finanzielle Vorleistung und stellt in den kommenden fünf Jahren 1,2 Billionen US-Dollar an Zuschüssen zur Verfügung. Ein Teil des Geldes wird in die Umstellung des öffentlichen Personennahverkehrs auf Elektroantrieb und den Ausbau der öffentlichen Ladenetze für Elektrofahrzeuge aller Art investiert.
Perspektiven in anderen Staaten
An der US-Ostküste, im Bundesstaat New York, hat Gouverneurin Kathy Hochul im September 2021 die „New York Advanced Clean Truck Rule“, kurz ACT, verabschiedet. Im Kern geht es dabei um den Verkauf und die schrittweise Einführung von emissionsfreien Nutzfahrzeugen. Die neue Regelung, die vom State Department of Environmental Conservation (DEC) erlassen wurde, verpflichtet die Hersteller von Fahrzeugen mit einem Gewicht von mehr als 3,85 Tonnen (8.500 Pfund) dazu, eine zunehmende Anzahl von emissionsfreien Fahrzeugen (ZEVs) im Staat New York zu verkaufen. Die Verordnung ergänzt die kürzlich verabschiedete Gesetzgebung. Ziel ist es, dass bis zum Jahr 2045, soweit machbar, 100 % aller mittelschweren und schweren Fahrzeuge (einschließlich großer Pick-up-Trucks und Transporter, Lieferwagen, Kastenwagen, Schul- und Nahverkehrsbussen sowie Lieferwagen für den Fernverkehr), die im Staat New York zum Verkauf oder zur Vermietung angeboten werden, emissionsfrei sein sollen.
„New York ist weiterhin führend bei der Bewältigung der Klimakrise und unternimmt mutige Schritte, um unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden und auf saubere Energie umzusteigen“, sagt Gouverneurin Hochul. Und fährt fort: „Die Vorschriften, die wir erlassen, werden uns dabei helfen, Umweltverschmutzung und Emissionen zu reduzieren, den Übergang zu sauberen Elektro-Lkw voranzutreiben und die Umweltungerechtigkeiten anzugehen, von denen zu viele Gemeinden in unserem Bundesstaat betroffen sind.“
Neben Kalifornien und New York diskutieren derzeit auch andere fortschrittlich eingestellte Bundesstaaten wie Colorado, Massachusetts, New Jersey und Washington über ein Verbot von Verbrennungsmotoren und den damit verbundenen Umstieg auf batterieelektrische Antriebe. Der im Nordwesten der Vereinigten Staaten gelegene Bundesstaat Washington plant, den Verkauf von Verbrennungsmotoren bereits 2030 zu verbieten; in sieben Jahren dürfen dort generell keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden – ganz egal, ob Pkw, Lkw oder Busse. Allerdings muss das Gesetz noch von Gouverneur Jay Inslee unterschrieben werden, weitere Einzelheiten sollen bis Ende 2023/Anfang 2024 ausgearbeitet werden. Inslee hatte schon einmal ein ähnliches Gesetz auf seinem Schreibtisch, das er aber nicht unterschrieben hat. Das Nachrichtenportal Electrek informiert zudem darüber, dass das Gesetz jedes in Washington registrierte Fahrzeug betreffen und somit den Import von Fahrzeugen mit klassischem Verbrennungsmotor aus anderen Bundesstaaten nicht erlauben würde.
Auswirkungen auf die Fertigung
Angesichts der staatlichen Maßnahmen zur Förderung des emissionsfreien Verkehrs und zur Verringerung der Emissionen, produzieren US-Hersteller wie Navistar Fahrzeuge, die sowohl die gesetzlichen Anforderungen erfüllen als auch der Kundennachfrage entsprechen. Dabei arbeitet Navistar an der Entwicklung von Anreizprogrammen durch Gesetze und Vorschriften mit, um vernünftige Standards festzulegen, Ladeinfrastrukturen zu errichten und andere Fragen zu klären, die die Voraussetzungen für den Übergang zur E-Mobilität beeinflussen. Gleichzeitig warnt Navistar die Regierungen der US-Bundesstaaten und des Bundes auch davor, die Vorschriften ohne die entsprechende ordnungsgemäß bereitgestellte Infrastruktur umzusetzen, die die Kunden für die Nutzung der hergestellten E-Fahrzeuge benötigen.
„Als Hersteller von Bussen und Lkw haben wir den gesamten nordamerikanischen Markt im Blick, und der einzige Weg, um sicherzustellen, dass Regierungen und Kunden ihre Null-Emissions-Ziele erreichen, besteht darin, dass die Regierungen Programme, Richtlinien und Vorschriften schaffen, die aufeinander abgestimmt sind und den Einsatz von Fahrzeugen und Infrastruktur ermöglichen“, sagt Andrew Lund, Manager of Federal Government Affairs bei Navistar. Sein Kollege Kevin Maggay, Politikstratege bei Navistar in Kalifornien, fügt hinzu: „Navistar bevorzugt einheitliche Standards, um die Umsetzung zu erleichtern, aber vor allem setzen wir uns für Anforderungen ein, die für unsere Kunden und für uns selbst machbar und verständlich sind und die auch Sicherheit auf dem Markt bieten.“
Und während sich in Kalifornien Großstädte wie San Francisco (das bis 2040 einen komplett emissionsfreien Verkehr erreicht haben will; ab 2030 sollen nur noch Elektrofahrzeuge neu zugelassen werden) und Los Angeles (dessen „Green New Deal“ zielt darauf ab, dass bis 2050 nur noch Elektrofahrzeuge auf den Straßen der Millionenstadt unterwegs sind) selbst eng gesteckte Ziele auferlegen, fremdeln andere US-Bundesstaaten, vor allem republikanisch regierte wie Texas und Florida, damit, die CO2-Emissionen im Straßenverkehr und in der Transportbranche zu reduzieren.
„Der einzige Weg, um sicherzustellen, dass Regierungen und Kunden ihre Null-Emissions-Ziele erreichen, besteht darin, dass die Regierungen Programme, Richtlinien und Vorschriften schaffen, die aufeinander abgestimmt sind und den Einsatz von Fahrzeugen und Infrastruktur ermöglichen.“
Andrew Lund, Manager of Federal Government Affairs bei Navistar,
„Vor allem in den Vereinigten Staaten sind sich die großen politischen Parteien (Republikaner und Demokraten) uneinig, wie der Übergang zur Elektromobilität erfolgen soll. Es gibt eine Debatte über die Rolle der Regierung bei der Reduzierung von Emissionen und der Finanzierung von Programmen sowie über die Auswirkungen dieser Entscheidungen auf die Wahl der Kunden und die Steuerpolitik“, erklärt Andrew Lund. „Navistar arbeitet mit beiden großen Parteien zusammen, um Bedenken auszuräumen, einen Konsens zu finden, wo wir können, und einen klaren und realisierbaren Weg für unser Unternehmen und unsere Kunden zu schaffen.“
Das von TRATON und ihren Marken gemeinsam entwickelte modulare System kann eine Vielzahl von Kundenwünschen in einer zukünftigen Verkehrswelt erfüllen. Bevor jedoch batterieelektrische Antriebe die aus Klimaschutzgründen notwendige Rolle im Verkehr in den USA spielen können, muss eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur von Küste zu Küste aufgebaut werden.
„Navistar bevorzugt einheitliche Standards, um die Umsetzung zu erleichtern, aber vor allem setzen wir uns für Anforderungen ein, die für unsere Kunden und für uns selbst machbar und verständlich sind und die auch Sicherheit auf dem Markt bieten.“
Kevin Maggay, Politikstratege bei Navistar,
„Die erfolgreiche Elektrifizierung des Verkehrswesens in den Vereinigten Staaten erfordert eine umfassende Zusammenarbeit aller Beteiligten, einschließlich der Bundesbehörden, der staatlichen und lokalen Regierungen, der OEMs, der Anbieter in der Lieferkette (insbesondere für Batterien) sowie der Versorgungsunternehmen und Stromerzeuger, und vor allem das Vertrauen der Kunden, dass diese Fahrzeuge ihre Anforderungen an die Betriebsleistung und die Kosteneffizienz erfüllen“, sagt Brien Sheahan, ehemaliger Vorsitzender und CEO der staatlichen Versorgungsbehörde von Illinois und leitender Berater für Regierungsbeziehungen und Regulierungspolitik bei Navistar. „Während in Europa ein breiter Konsens über die Notwendigkeit der Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen besteht, ist die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten vielschichtiger“, so Sheahan. Für Andrew Lund ist das alles nur eine Frage der Zeit: „Die TRATON GROUP und ihre Marke Navistar sind bereit, kurz- und langfristig mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um die Bedürfnisse unserer Kunden bei der Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge zu erfüllen.“