Hallo Feona, zunächst einmal wäre es interessant, etwas mehr über Ihren Hintergrund zu erfahren. Wo sind Sie aufgewachsen und was haben Sie studiert? Und was hat Sie nach München geführt?

Aufgewachsen bin ich in der Stadt Iligan, die im Süden der Philippinen liegt. Dann zog ich nach Cebu City, um an der Universität von San Carlos zu studieren, wo ich einen Bachelor-Abschluss in Computertechnik erworben habe.

Schon als ich klein war, wusste ich, dass ich Ingenieurwissenschaften studieren wollte, denn ich war schon immer neugierig auf Elektronik und Technik. Ich erinnere mich, dass ich, als ich noch sehr jung war, einen Roboter zu Weihnachten bekommen habe. Ich war so fasziniert davon, wie er funktionierte, dass ich ihn auseinandergenommen habe, ihn aber nicht wieder zusammensetzen konnte. Danach hat mir meine Mutter keine elektronischen Spielsachen mehr gekauft!

Während ich auf den Philippinen lebte, führte ich eine Fernbeziehung mit meinem Freund, der damals in München arbeitete. Ich war bereit für eine Veränderung, also kündigte ich meinen Job, zog zu ihm nach Waldkraiburg, Bayern, und begann meine neue Karriere hier in Deutschland.

 

"Schon als ich klein war, wusste ich, dass ich Ingenieurwissenschaften studieren wollte, denn ich war schon immer neugierig auf Elektronik und Technik."
Feona Samson, Full-Stack-Ingenieurin bei RIO

Was ist ein Full Stack Ingenieur? Was hat Sie an diesem Beruf gereizt?

 

Ein Full Stack  Ingenieur kann an verschiedenen Teilen von Softwareanwendungen arbeiten, da er oder sie über kombinierte Kenntnisse in den Bereichen Frontend (das ist der Teil, den die Benutzer sehen) und Backend (hier werden die Daten gespeichert und verarbeitet) sowie über die Betriebsaufsicht (Aufbau der Infrastruktur der Softwareanwendung und deren Überwachung) verfügt. Ein Full Stack Ingenieur beziehungsweise eine Full-Stack-Ingenieurin ist auch in der Lage, an verschiedenen Zyklen des Software-Engineerings zu arbeiten, die Planung und Implementierung oder Kodierung sowie Tests und Wartung umfassen.

Da ich seit rund 17 Jahren in der Softwareentwicklung tätig bin, verfüge ich über umfassende Erfahrungen. Das liegt an meinem Interesse an der Architektur und Infrastruktur, die ein Softwaresystem ausmachen, sowie an meiner Erfahrung in der Frontend-Entwicklung; während ich als Backend-Ingenieurin arbeitete, habe ich eng mit Frontend-Ingenieuren kommuniziert.

Jedes Unternehmen hat ein anderes Tech-Stack. Ein Tech-Stack ist eine Kombination verschiedener Technologien und Software, die zum Erstellen und Betreiben einer Website, einer Anwendung oder eines beliebigen digitalen Produkts verwendet wird. Einige Tech-Stacks sind Cloud-basiert, andere bieten eine eigene Infrastruktur. Hier bei RIO arbeiten wir in der Cloud, weil wir so durch die Nutzung von Echtzeitdaten und -informationen effizientere und produktivere digitale Lösungen für Kunden und deren Unternehmen bereitstellen können.

Auf technischer Seite macht die Arbeit in der Cloud Entwicklungen flexibler und ermöglicht eine schnellere Umsetzung. Auf diese Weise können sich Entwicklungsprozesse stärker auf Geschäftslösungen als auf technische Lösungen konzentrieren, da diese einfach in der Cloud eingerichtet und skaliert werden können.

 

Was hat Sie dazu bewogen, vom Backend- und Personalmanagement auf die technische Seite zu wechseln?

 

Früher habe ich in meiner Funktion als technische Beraterin den Einsatz der Ingenieure organisiert und gleichzeitig als Backend-Ingenieurin gearbeitet. Das bedeutete, dass ich meine Zeit zu 70 Prozent auf Management- und technische Berateraufgaben (wie etwa der Bereitstellung von Lösungen für neue Funktionen oder Projekte) und zu 30 Prozent auf meine Aufgaben als Backend-Ingenieurin, hauptsächlich für Wartungsaufgaben, aufteilen musste.

In diesen verschiedenen Funktionen fühlte ich mich als technische Beraterin engagierter und motivierter und hatte das Gefühl, dass ich lieber auch an der Implementierung beteiligt sein wollte. Ich beschloss, eine andere Richtung einzuschlagen: eine, bei der ich auf der technologischen Seite bleiben würde, indem ich ein Full Stack Ingenieurin werde. Bis jetzt bin ich mit meiner Entscheidung sehr zufrieden, denn das ist meine Leidenschaft.

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Im RIO-Team ist jedes Mitglied in jede Phase der Softwareentwicklung involviert – dazu gehören auch Treffen, um die Analyse und Planung zu besprechen.

Können Sie beschreiben, welche Aufgaben Sie haben und in welchen Phasen der Softwareentwicklung Sie tätig sind?

Zunächst einmal bekleide ich die wichtige Rolle der Supportleiterin – denn wir müssen sicherstellen, dass alle Softwareanwendungen im Bereich unseres Teams funktionieren. Dies ist für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Wenn bei einer unserer Anwendungen ein Problem auftritt, werden wir alarmiert. Zudem wechseln wir uns in der Rolle des Supportleiters ab, damit jedes Teammitglied Erfahrungen in dieser Funktion sammeln kann. Der Supportleiter ist der erste Ansprechpartner bei Anfragen, so dass sich der Rest des Teams auf seine Hauptaufgaben konzentrieren kann.

Jedes Teammitglied ist an jeder Phase der Softwareentwicklung beteiligt. Wir treffen uns und besprechen Analyse und Planung. Bei der Planung zerlegen wir unsere Anforderungen in Teilaufgaben. Ein Beispiel: Das Software- oder Architekturdesign ist eine der Teilaufgaben aus unseren Planungssitzungen. Jedes Teammitglied kann diese Aufgabe übernehmen, wenn die entsprechenden Kapazitäten zur Verfügung stehen. Das Ergebnis wird dann dem Rest des Teams präsentiert, um die Zustimmung des Teams zu erhalten. Zur Softwareentwicklung und -codierung gehören außerdem Tests, Bereitstellung und Peer Reviews.

 

"In jedem Team haben echte Teamplayer den größten Einfluss"
Feona Samson, Full-Stack-Ingenieurin bei RIO

Welchen Einfluss haben Sie auf die allgemeine Benutzererfahrung der digitalen Produkte und Dienstleistungen von RIO sowie auf die Entwicklung innovativer Lösungen?

 

Bei RIO bieten wir eine Reihe verschiedener Dienste an, wie beispielsweise Flottenmanagement, und jeder Dienst hat sein eigenes Team. Besitzer von MAN-Lkw können zum Beispiel eine Reihe zusätzlicher Cloud-basierter Funktionen hinzufügen. Nach dem Kauf werden diese Dienste dann von den Flottenmanagern aktiviert, die dafür verantwortlich sind, dass die Lkw diese Funktionen nutzen können. Mein Team verbindet all dies miteinander – wir sind das Rückgrat, das Cloud-basierte Dienste über den gesamten RIO Marketplace möglich macht.

In jedem Team haben echte Teamplayer den größten Einfluss: Sie sind in der Lage, schnell Prioritäten zu setzen, eine mögliche Lösung innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens für ein Projekt oder eine Supportanfrage zu finden und zu wissen, dass eine Überarbeitung oder ein Refactoring einer bestehenden Lösung erforderlich ist, um innovative Funktionen oder Anforderungen zu integrieren. Bei der Bearbeitung von Aufgaben können wir Vorschläge machen, was für ein besseres Kundenerlebnis am besten ist.

 

Eine wichtige Aufgabe bei RIO ist es, die technische Ausstattung auf dem neuesten Stand zu halten. Können Sie erklären, wie Sie und Ihr Team über neue Technologien informiert bleiben und bestimmen, welche für die Einführung relevant sind?

 

In unserem Team gibt es eine technische Überprüfung, bei der wir mögliche Verbesserungen diskutieren. Wenn wir uns darauf einigen, etwas Neues einzuführen (das nicht dringend ist), übernimmt der Supportleiter die Verantwortung für die Umsetzung in einer ruhigeren Phase. Auch die in unserem System verwendeten Bibliotheken werden automatisch aktualisiert. Wenn diese Upgrades fehlschlagen, erhalten wir eine Warnung und prüfen die Ursache, bevor wir die notwendigen Änderungen vornehmen, um mit dem Upgrade fortfahren zu können. 

Wir nehmen uns auch individuell Zeit, um Artikel oder Bücher zu lesen, die uns interessieren, oder an Konferenzen über die neuesten technologischen Trends teilzunehmen. Unsere Erkenntnisse teilen wir dann mit dem Team während unserer technischen Überprüfung. KI ist derzeit ein heißes Thema, und wir haben eine Initiative ins Leben gerufen, in der eine Gruppe von Kollegen daran forscht. Nach dem Ausprobieren und dem Feedback meiner Kollegen aus der Branche sind wir uns einig, dass KI zwar für bestimmte allgemeine Prozesse hilfreich ist, aber einen Full Stack Ingenieur nicht ersetzen kann.

 

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Bei RIO arbeiten Fiona und ihre Kollegen in der Cloud; das Team ist davon überzeugt, dass sie dadurch effizientere und produktivere digitale Lösungen für Kunden und deren Unternehmen anbieten können.

Zu guter Letzt: Die Technologiebranche ist traditionell männerdominiert, auch wenn sich das gerade ändert. Welchen Rat haben Sie für Frauen, die in Ihrem Bereich arbeiten wollen?

Wenn Technik und Ingenieurswesen Ihre Leidenschaft sind, dann würde ich sagen: Machen Sie es einfach! Tun Sie, was Sie tun wollen, und glänzen Sie weiter. Für mich ist es sehr vorteilhaft, Teil eines Teams mit unterschiedlichen Menschen zu sein – mit verschiedenen Hintergründen und Fähigkeiten. In der Tech-Branche geht es vor allem um Einsatz, Intelligenz, die richtige Einstellung und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln. Gehen Sie auf andere zu, bauen Sie Beziehungen auf und suche Sie sich einen Mentor unter anderen Frauen aus der Branche aus.