Erik Wirsing, Vice President Global Innovation, DB Schenker

„Die Logistikbranche wird auch in den kommenden Jahren immer wieder Disruptionen ausgesetzt sein. Es wird von zentraler Bedeutung sein, dass Unternehmen sich und ihre Kunden bestmöglich vorbereiten.“

Erik Wirsing Vice President Global Innovation, DB Schenker

„Die Logistikbranche wird auch in den kommenden Jahren immer wieder Disruptionen ausgesetzt sein. Einerseits durch geopolitische Einflüsse, etwa durch Auswirkungen der Trump-Administration, andererseits durch die immer häufigeren Naturkatastrophen. Auch Cyberangriffe stellen ein wachsendes Risiko dar. Es wird von zentraler Bedeutung sein, dass Unternehmen sich und ihre Kunden bestmöglich vorbereiten – etwa durch vorausschauendes Screening der weltpolitischen Lage, durch Notfallszenarien, aber auch durch resilientere Lieferketten und IT-Systeme.

Neben diesen Risiken ergeben sich enorme Chancen durch digitale und autonome Technologien. Die Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz werden zunehmen. Schon jetzt hilft sie uns bei Routenoptimierung, Carbon-Footprint-Berechnung, Preisoptimierung und in vielen anderen Bereichen. In Zukunft werden wahrscheinlich, unter anderem getrieben durch den demografisch bedingten Rückgang an zur Verfügung stehenden Fachkräften, humanoide Roboter an Bedeutung gewinnen.

Bei der autonomen Mobilität werden wir ebenfalls schnelle Fortschritte feststellen, auch dank einer stark verbesserten KI-Unterstützung. Gegen Ende des Jahrzehnts werden wir auf den ersten Strecken in Deutschland – sehr wahrscheinlich Autobahnen – autonomen Schwerlasttransport sehen.

Auch wenn KI und Roboter wichtiger werden: Die Logistikbranche wird weiterhin sehr viele Menschen beschäftigen. Sie weiter zu qualifizieren, wenn Roboter einfachere Aufgaben übernehmen, ist eine wichtige Aufgabe und Verantwortung für uns.

Wichtiger Gamechanger bleibt das Thema Nachhaltigkeit. Dies liegt nicht nur an neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen – auch unsere Kunden fordern zunehmend emissionsärmere Lösungen ein. Wir bei DB Schenker verfolgen das Ziel einer nachhaltigen Zukunft und investieren daher kontinuierlich in innovative Transportlösungen, erneuerbare Energien und CO2-einsparende Produkte für unsere Kunden.“

Anja van Niersen, CEO, Milence

„Die Elektrifizierung des Transportsektors ist nicht nur ein Wandel – sie ist eine Revolution, die den Wettbewerb neu definieren wird.“

Anja van Niersen CEO, Milence

„Logistik ist das Rückgrat der Weltwirtschaft und ihre Bedeutung wird weiter zunehmen. Die Digitalisierung der Gesellschaft sowie das rasante Wachstum der E-Commerce-Branche sorgen dafür, dass Logistiksysteme an Größe und Komplexität gewinnen.

Die Elektrifizierung des Transportsektors vollzieht sich zeitgleich mit seiner Digitalisierung. Sie ist daher nicht nur ein Wandel – sie ist eine Revolution, die den Wettbewerb neu definieren wird. Lkw-Hersteller dürfen sie nicht nur als eine weitere Antriebs- oder Kraftstofftechnologie begreifen, sondern als Chance, das gesamte Ökosystem rund um Mobilität neu aufzustellen.

Digitale Ökosysteme werden Fahrzeuge, Infrastruktur und Planungssysteme nahtlos verbinden – und so eine reibungslosere und effizientere Logistik ermöglichen. Insbesondere die zunehmende Nutzung von Echtzeitdaten und -analysen bietet beträchtliche Möglichkeiten. Auf wirtschaftlicher Ebene werden Digitalisierung und Elektrifizierung die Transportkosten sowie die Emissionen senken. Kosten und Komplexität digitaler und elektrischer Technologien erschweren kleineren Unternehmen jedoch ihre Einführung. Weitere Konsolidierungen sind daher wahrscheinlich.

Darüber hinaus gibt es weitere Herausforderungen: Stromnetze müssen modernisiert werden und die höheren Anschaffungskosten für Fahrzeuge und Megawatt-Ladestationen erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen und privaten Betreibern. Dennoch: Märkte, die Innovationen als Chance begreifen, werden dafür belohnt werden. Bezogen auf den Logistiksektor werden all jene, die Megawatt-Ladetechnologie vorantreiben, den Ton angeben – und den Übergang zu einem emissionsfreien Transportsektor beschleunigen.

Die flächendeckende Einführung autonomer Trucks wird mehrere Entwicklungszyklen erfordern – sowie ein zusätzliches Jahrzehnt für die Ausmusterung älterer Lkw. Ein sich verschärfender Fahrermangel könnte die Branche jedoch unter Druck setzen und die Entwicklung beschleunigen.

Der autonome Transport wird sich nicht überall auf der Welt gleich schnell ausbreiten. In Europa wird er vermutlich später kommen. Dies liegt einerseits an der Bedeutung von gesellschaftlichem Konsens, andererseits an den vielfältigen Straßensystemen, die für autonomen Verkehr weniger geeignet sind als ihre Pendants in den USA oder China.“

Prof. Dr. Andreas Knie, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

„Durch die Pandemie ist uns weltweit bewusst geworden, dass die Globalisierung ihre Tücken hat. Auch in den kommenden Jahren werden wir die Abhängigkeiten von der Globalisierung daher reduzieren.“

Prof. Dr. Andreas Knie Leiter der Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“, WZB

„Durch die Pandemie ist uns weltweit bewusst geworden, dass die Globalisierung ihre Tücken hat. Auch in den kommenden Jahren werden wir die Abhängigkeiten von der Globalisierung daher reduzieren. Die Lieferströme werden kompakter werden. Immer öfter heißt es dann: Von der Region, für die Region. Außerdem werden wir neue und innovative Konzepte für die besonders teure letzte Meile sehen.

Flug- und Schiffverkehr werden weiter abnehmen, die Schiene stark an Bedeutung verlieren. Es schlägt die Stunde der Lkw. Nur fahren sie nicht mehr so lange Strecken. Und vor allem fahren sie zunehmend elektrisch. Moderne Batterien sind heute viel leistungsfähiger, als viele noch vor einigen Jahren angenommen haben. Deshalb wird auch Wasserstoff nicht die Rolle spielen, die wir einmal angenommen haben, ebenso wenig E-Fuels.

Automatisierte Strukturen im Lkw werden weiter zunehmen, neue Assistenzsysteme Sicherheit und Komfort erhöhen. Ganz fahrerlos wird die Logistik in den kommenden Jahren aber nicht werden, dafür ist der Mangel an Fahrern nicht groß genug.

Alles in allem wird Transport in den kommenden Jahren nicht nur kleinteiliger und regionaler, sondern auch teurer werden. Der Preiskampf um die besten Logistikkonzepte hat seine Grenzen.”

WZB steht für Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
(Copyright des Bildes: Bernhard Ludewig)

Fathi Tlatli, President of the Global Auto-Mobility Sector, DHL

„In der Wertschöpfungskette der Automobilindustrie kommt es auf Logistikpartner an, die neue Einrichtungen wie Gigafabriken oder Ladeparks unterstützen können.“

Fathi Tlatli President of the Global Auto-Mobility Sector, DHL

„Unser Verhältnis zur Mobilität verändert sich mit der zunehmenden Verbreitung von E-Fahrzeugen und nachhaltigen Lösungen. Verbraucher und Unternehmen werden Fahrzeuge anders als bisher wahrnehmen, erwerben und nutzen. Das Jahr 2026 könnte ein Wendepunkt für nachhaltiges Wachstum der Elektromobilität in Europa werden. In den Folgejahren erwarten wir, dass Elektrofahrzeuge sich zunehmend verbreiten – beginnend mit Pkw und etwas später mit Lkw.

Neben der dafür erforderlichen Ladeinfrastruktur sind nachhaltige Lösungen für das Recycling und die Verwendung gebrauchter und beschädigter Batterien entscheidend. In der Wertschöpfungskette der Automobilindustrie kommt es dann auf Logistikpartner an, die neue Einrichtungen wie Gigafabriken oder Ladeparks unterstützen können.

In unseren eigenen Betriebsabläufen setzen wir auf Elektrifizierung und Digitalisierung, insbesondere bei der Dekarbonisierung der Lieferkette. Die über 36.000 Elektrofahrzeuge in unserer Flotte tragen in Einklang mit unseren Nachhaltigkeitsverpflichtungen dazu bei, dass wir unseren CO2-Fußabdruck und unsere Betriebskosten verringern.

Digitalisierung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Optimierung unserer Prozesse. Mittels IoT-Geräten und KI-gesteuerten Analysen können wir die Leistung unserer Fahrzeuge in Echtzeit überwachen. Dies erleichtert die Wartung und minimiert Ausfallzeiten. Eine verbesserte Datenanalyse hilft uns dabei, Routenplanung und Lademanagement zu optimieren. Dies führt dazu, dass wir unsere Ressourcen effizienter nutzen und Lieferfristen besser einhalten können.

Autonomes Fahren könnte ein Gamechanger für die Logistikbranche werden: Bei Lkw würde nicht nur der Output je Fahrer steigen – auch Sicherheit und Ressourcenmanagement würden sich verbessern. Wir erwarten, dass die Technologie in den kommen Jahren weitere Fortschritte macht – sowohl bei den Fahrzeugen selbst als auch bei der dafür erforderlichen Infrastruktur. Gleichzeitig werden sich die rechtlichen Rahmenbedingungen weiterentwickeln. Die DHL Group arbeitet mit Entschlossenheit daran, ihren Teil zur Zukunft der Logistik beizutragen.“

Prof. Dr. Alexander Pflaum, Leiter Arbeitsgruppe für Supply Chain Services, Fraunhofer IIS

„Die Digitalisierung wird die Logistikbranche massiv verändern. Die Plattformökonomie, datenbasierte Geschäftsmodelle und Künstliche Intelligenz eröffnen ganz neue Möglichkeiten.“

Prof. Dr. Alexander Pflaum Leiter Arbeitsgruppe für Supply Chain Services, Fraunhofer IIS

„Die Digitalisierung wird die Logistikbranche in den kommen fünf Jahren, aber auch weit darüber hinaus, massiv verändern. Die Plattformökonomie, datenbasierte Geschäftsmodelle und Künstliche Intelligenz eröffnen ganz neue Möglichkeiten: Versorgungsketten lassen sich in Echtzeit in der virtuellen Welt abbilden, kontrollieren und konfigurieren, Waren sich mithilfe von Internet-der-Dinge-Technologien und digitaler Plattformen in die Informationssysteme der Unternehmen einbinden. Intelligente Fahrzeuge und Container werden smarte Pakete transportieren, die mit RFID-Technologie versehen sind. Hier entsteht ein ganz neuer Markt – und viele Unternehmen haben begonnen, diesen Markt zu erschließen, auch wenn sie noch am Anfang der immensen Möglichkeiten stehen.

Das Supply Chain Management kann besonders von innovativen Datenanalysen profitieren. Diese können mit Hilfe von Machine-Learning-Verfahren Trends erkennen, präzise Prognosen erstellen, aber auch Risiken identifizieren – und so dazu beitragen, dass Lieferketten resilienter werden. Und besonders Resilienz ist in diesen geo- und klimapolitisch herausfordernden Zeiten von herausragender Bedeutung. Zusätzlich könnte die Transformation von traditionellen 'take-make-waste'-Supply Chains in Kreislaufsysteme in Sachen Resilienz einen Quantensprung bedeuten. Produkte von heute werden am Ende ihres Lebenszyklus dann zu Materialien für die Produktion von morgen – und Unternehmen werden unabhängiger von Materiallieferanten aus dem Ausland.

Auch auf die autonome Mobilität von Gütern und Personen werden Daten einen gewaltigen Einfluss haben. Fahrzeug-, Digital- und Kommunikationsunternehmen müssen jetzt gemeinsam die Geschäftsökosysteme entwickeln, die für die autonome Mobilität der Zukunft nötig sein werden. Auch hier wird ein Markt beachtlicher Größenordnung entstehen.

Unabhängig vom Megatrend Digitalisierung erwarten wir für die nächsten Jahre bezüglich der Struktur von Versorgungsketten vor allem eine Tendenz zur Lokalisierung: 'Local for Local' ist die Devise globaler Unternehmen. Die Herstellung und Montage von Produkten, etwa von Fahrzeugen, wird immer öfter vor Ort in direkter Nähe des Verbrauchers erfolgen. Ohne Auswirkungen auf globale Warenströme wird das nicht bleiben. Wie sich deren Struktur und Volumina verändern, wird die Zeit zeigen.“

(Copyright des Bildes: Fraunhofer IIS)

Atif Askar, Head of Business Development, Strategy and M&A, TRATON GROUP

„Die Zukunft der Logistikbranche wird von drei großen Trends geprägt: autonom, elektrisch und digital. Den größten Einfluss in den kommenden fünf Jahren wird dabei die Elektrifizierung haben.“

Dr. Atif Askar Head of Business Development, Strategy and M&A, TRATON GROUP

„Die Zukunft der Logistikbranche wird von drei großen Trends geprägt: autonom, elektrisch und digital. Den größten Einfluss in den kommenden fünf Jahren wird dabei die Elektrifizierung haben: Die Technik hat viel stärkere Fortschritte gemacht als noch vor wenigen Jahren angenommen – und auch die Batteriepreise sinken viel stärker als erwartet.  Der Preisvorteil einer elektrifizierten Flotte wird somit immer deutlicher. Die Folge: Mittelfristig wird die weltweite Logistik zum allergrößten Teil elektrisch sein.

Die wichtigste Aufgabe ist neben der Entwicklung elektrischer Lkw die Ladeinfrastruktur zügig auszubauen. Dies tun wir bei TRATON mit unserem Joint Venture Milence für das öffentliche Laden. Gleichzeitig entwickeln wir passgenaue Lösungen für unsere Kunden für das Laden im Depot. Auch das dazugehörige Ökosystem stellen wir bereit.

Hier kommt der zweite Trend ins Spiel – die Digitalisierung. Spediteure mit elektrischen Trucks benötigen etwa ein digitales Management-System, über das sie erfahren, wo ein Lkw sich befindet, wie sein Ladezustand ist und wo eine freie Ladestation verfügbar ist. Elektrifizierung und Digitalisierung ergänzen sich also.

Insgesamt gilt: Die Langstrecke ist zwar am schwierigsten zu elektrifizieren – doch es lohnt sich aufgrund der starken Energiekostendominanz und des hohen Margendrucks am meisten.

Autonome Mobilität, der dritte Trend, wird ebenfalls zunehmen. Hier sprechen wir aber eher von größeren Zeithorizonten. Klar ist aber: Autonome Mobilität werden wir vor allem bei elektrifizierten und digitalisierten Lkw auf der Langstrecke sehen.

Elektrischer Schwerlasttransport ist auf mittlere Sicht nicht nur deutlich günstiger – er bietet auch die Möglichkeit, riesige Mengen an CO2 einzusparen. Im Vergleich zu den Kosten einer Ladeinfrastruktur ist der Impact gewaltig.

Auch deshalb ist Elektrifizierung für uns bei TRATON in den kommenden Jahren eine Top-Priorität. Wir legen den Fokus weiter auf praktische und passende Lösungen für unsere Kunden – von der Finanzierung des Trucks über das Laden bis hin zur Wartung.“