Die Mitarbeiter bei Navistar leben den Dreiklang aus Diversität, Gleichheit und Inklusion. Dass der US-amerikanische Nutzfahrzeughersteller jetzt Teil der TRATON GROUP ist, hebt dieses Prinzip auf eine neue Ebene. Und ein reger Austausch sorgt dafür, dass sich die Ideale weiter ausbreiten.
Unterschiede können auf den ersten Blick ein Problem sein. Wenn zwei Menschen verschiedene Sprachen sprechen, verstehen sie sich nicht. Wenn zwei Mitarbeiter aus verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen, kann es sein, dass sie beim Arbeiten andere Prioritäten haben und deshalb nicht reibungslos kooperieren. Ein schlagkräftiges und leistungsstarkes Team sollte eher Gemeinsamkeiten haben als Unterschiede, könnte man meinen. Doch eine starke Homogenität kann schnell unkreativ und unflexibel machen. Deswegen gibt es den Ansatz, Unterschieden Raum zu geben und Diversität zu fördern.
Mehr als ein Schlagwort
Für viele Unternehmen ist Diversität eines dieser trendigen Schlagwörter, die sie sich auf die Fahnen schreiben, gleich neben Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Der US-amerikanische Nutzfahrzeughersteller Navistar belässt es nicht dabei. „Wir sprechen nicht nur von Diversität, wir leben sie“, sagt Nicole Wiggins, Chief Diversity Officer bei Navistar. „Unterschiede werden hier nicht toleriert, sie werden gefeiert!“ Bei Navistar entstehe das Gemeinschaftsgefühl nicht trotz der Unterschiede, sondern aus ihnen heraus.
Gelebte Diversität beginnt bei den verschiedenen Interessengruppen, die sich regelmäßig treffen. Da sind die Professional Latino Association at Navistar, Military Veterans at Navistar, die Navistar Pride Alliance, Women in Navistar, Navistar Young Professionals, die Navistar Asian Professional Association and die International Community of African Americans at Navistar. Und damit nicht genug: Immer wieder formieren sich neue Gruppen – etwa die Eltern bei Navistar und die Gesundheitsinteressierten bei Navistar. Für jede Gruppe hat eine Führungskraft die Patenschaft übernommen.
Unterschiede erwünscht
„Anhand der Gruppen sieht man schon, dass wir Diversität nicht nur auf Hautfarben und Herkunft beziehen. Es geht auch um unterschiedliche Orientierungen und Interessen“, sagt Wiggins. Dabei hat sich jede Gruppe bestimmte Ziele gesetzt, welche Impulse sie im Unternehmen setzen will. Die Navistar Young Professionals etwa wollen die Entwicklung und das Vorankommen von jungen Nachwuchskräften fördern, die Professional Latino Association will die kulturelle Vielfalt und das Gemeinschaftsgefühl aller Mitarbeiter weiter voranbringen. „Bei den Gruppen finden sich Gleichgesinnte und vertreten ihre Interessen in der Form, dass sie ihre Diversität auszuleben und ihr Raum zu geben, ohne andere vor den Kopf zu stoßen“, fügt Wiggins hinzu.
Bei Navistar geht es daher nicht nur um Diversität allein, sondern um einen Dreiklang mit dem Kürzel DEI: D wie Diversität, E wie Equity – also Gleichheit – und I wie Inklusion. DEI gehört heute ebenso zu Navistar wie die berühmten Trucks der International-Reihe mit ihrem Rautenlogo. „Gleichheit, das bedeutet auch, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen“, sagt Wiggins. „Wer etwa Schwierigkeiten mit der Firmensprache Englisch hat, bekommt Förderung“. Zugleich soll jeder die Chance bekommen, den anderen eigene Sichtweisen und Themen näherzubringen. Bei Navistar gibt es regelmäßige Treffen, bei denen jeweils ein Mitarbeiter einen Vortrag aus dem Themenfeld der Diversität hält, das ihn bewegt. „Das sind oft kontroverse Themen, etwa was Privilegien bedeuten, oder was es heißt, zu einer bestimmten Generation zu gehören“, erklärt Wiggins.
„Du musst nicht in die Gruppe passen!“
Natürlich lassen sich nicht alle Probleme lösen, nicht alle Unterschiede überwinden – aber Kommunikation, das Bemerken und Anerkennen von Unterschieden reicht oft aus, um Gräben zu schließen. „Eine wichtige Botschaft ist: Du musst nicht in die Gruppe passen – alle sind willkommen!“, sagt Wiggins. „Die Tatsache, dass wir uns so anerkennen und wahrnehmen, wie wir sind, ist eine große Quelle der Zufriedenheit.“ Bei den Mitarbeitern entstehe so tatsächlich ein Gemeinschaftsgefühl. Und das, so ist Wiggins überzeugt, mache Navistar für die rund 14.500 Mitarbeiter zu einer Art globaler Heimat.
Dass die Bemühungen dazu führen, dass sich die Menschen bei Navistar heimisch fühlen, ist keineswegs graue Theorie. „Inklusion ist, wenn man fühlt, dass man dazugehört. Das ist für mich Navistar“, teilte kürzlich Pradeep Bhat, Senior Product Manager bei Navistar, sichtlich bewegt in einem Beitrag auf LinkedIn. Anlass war ein Ereignis am Tag zuvor: Das Team von Pradeep Bhat plante ein Barbecue. Da fragte ein Kollege ihn, ob er sich wegen des Grillguts nicht angegriffen fühle, weil in der indischen Kultur Kühe heilig seien. „Wir hatten dann ein langes Gespräch über meine Kultur, über die indischen Rituale und Traditionen“, berichtet Bhat. Ihn hatte die Tatsache bewegt, dass sich die Kollegen überhaupt Gedanken machten über das Barbecue, und wie es sich für ihn anfühlen könnte. Inklusion bei Navistar fühle sich an wie Sicherheit, wie Mitgefühl, meint Pradeep Bhat, „wie wenn dein Team dir Rückendeckung gibt und du deinem Team Rückendeckung gibst.“
Nicht messbar, aber spürbar
Dieses Gefühl der Zugehörigkeit, das Feiern der Unterschiede in einer großen Gemeinschaft – das erleben viele Mitarbeiter bei Navistar jeden Tag. „Man kann es nicht direkt messen, nicht direkt übersetzen in Absatzzahlen, Umsatz oder andere Leistungsparameter“, sagt Wiggins. Aber es steigere spürbar die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die Gemeinschaft – und damit auch die Kreativität und den Spirit. „Unsere Teams sind auch dank DEI so harmonisch, vielfältig und hilfsbereit“, ist Wiggins überzeugt.
Damit das so bleibt, achtet Navistar schon beim Einstellen neuer Mitarbeiter auf Diversität – und auf die wirkt die besondere Unternehmenskultur mit dem DEI-Schwerpunkt oft wie ein Magnet. „Die Bewerber fragen in Vorstellungsgesprächen häufig, was wir für die Diversität tun – da können wir dann gleich punkten“, stellt Haydee Núñez fest, die sich als Social Impact Manager bei Navistar um die Vernetzung des Unternehmens mit der Gesellschaft kümmert. „Ich bin mir sicher, einige unserer neuen Mitarbeiter haben sich auch deshalb für uns entschieden. Die Diversität macht Navistar als Arbeitgeber besonders attraktiv.“
Gewinn für die Vielfalt
Dass Navistar seit Juni 2021 Teil der TRATON GROUP ist, hat Wiggins als Aufbruch erlebt – auch in Sachen Diversität. „Wir hatten bereits Workshops mit Scania und Volkswagen Caminhões e Ônibus darüber, was Pluralismus und Inklusion für uns alle bedeuten“, erzählt sie. Schon beim ersten Treffen sei ihr aufgefallen, wie neugierig und begeisterungsfähig die neuen Kollegen sind. „Sie geben sich offen für die Themen der Vielfalt, das ist toll für uns“, meint Wiggins, „denn wir können in diesem Feld mit unserer Erfahrung eine Reihe von Impulsen setzen. Und zugleich bekommen wir auch neue Impulse.“ So sieht für sie ein gesundes Zusammenwachsen aus. Kein reines Anpassen aneinander, sondern ein Gewinn für die Vielfalt.