Ab 2040 soll jeder neu verkaufte Truck der TRATON GROUP fossilfrei unterwegs sein. Einen wichtigen Schritt dahin macht der vollelektrische MAN eTGM. Er zeigt schon heute, wie die Mobilität der Zukunft aussehen wird. Vier Beispiele aus vier Ländern.

Text: Simone Fasse

Die Zukunft der TRATON GROUP ist elektrisch. Bis 2050 will die Unternehmensgruppe klimaneutral sein, ab 2040 sollen nur noch fossilfreie Fahrzeuge verkauft werden. Schon heute bietet der E-Truck von Scania eine elektrische Reichweite von 250 Kilometern für den Einsatz im städtischen Umfeld. Volkswagen Caminhões e Ônibus nimmt mit dem Start der Serienproduktion des Elektro-Lkw e-Delivery eine Vorreiterrolle auf dem brasilianischen Markt ein. Navistar liefert vollelektrische Schulbusse der Marke IC Bus in Kanada aus und bereits seit Ende 2019 ist der vollelektrische Verteiler-Lkw MAN eTGM in einer Kleinserie erhältlich.

Rund 190 Kilometer Reichweite, Schnellladen innerhalb einer Stunde, dazu keine lokalen Abgasemissionen und eine nahezu geräuschlose Fahrt: Damit eröffnet der MAN eTGM neue Möglichkeiten für den urbanen Lieferverkehr. Vier Beispiele zeigen, wie der MAN eTGM zu mehr Nachhaltigkeit bei Kunden in ganz Europa beiträgt: Ein Kartonagenproduzent in Deutschland, ein Anbieter von Biomilchprodukten in Kopenhagen, die norwegische Post in Oslo und die SPAR Gruppe Schweiz.

Deutschland: Ein Chef sieht Grün

Winkend biegt Stephan Potthoff-Wenner mit seinem E-Bike auf den Firmenhof ein. Nachhaltige Zukunftstechnik selbst auszuprobieren, das ist eine Leidenschaft des Unternehmers, der den Familienbetrieb Friedrich Wenner Versmolder Vollpappen-Verarbeitungswerk in Ostwestfalen in dritter Generation leitet. Der Produzent von Verpackungskartonagen lebt vor, wie Prozesse umweltfreundlich verändert werden können. Zu den zahlreichen Maßnahmen des Unternehmens gehören zum Beispiel ein nachhaltiges Abfallmanagement oder die Optimierung der Energieeffizienz in der Produktion. Potthoff-Wenner sagt: „Auch unsere Kinder sollen die Schönheit der Natur noch bewundern. Etwas Wertvolleres können wir ihnen nicht hinterlassen.“

Den CO2-Fußabdruck des eigenen, stetig wachsenden Unternehmens verringert Potthoff-Wenner mit Fotovoltaikanlagen und einem Blockheizkraftwerk. So erzeugt er 40 Prozent des Strombedarfs selbst. Mit dem Grünstrom wird seit kurzem auch der neue MAN eTGM geladen, der im Shuttle-Verkehr auf dem Gelände unterwegs ist und die Kartons zum nächsten Fertigungsabschnitt transportiert. „Das Fahrzeug passt gut in unsere Abläufe“, sagt Lagerleiter Matthias Paul. Der Akku des Fahrzeugs wird nachts geladen, wenn die Arbeit ruht. Mit der Reichweite von 190 Kilometern reicht eine Ladung für mehrere Tage. Künftig sollen alle Fahrzeuge des Unternehmens elektrisch unterwegs sein. Dann bekommt das E-Bike des Chefs neben dem MAN eTGM weitere Gesellschaft.

Eine Karte von Deutschland mit einem Pin am Standort der Friedrich Wenner GmbH in Versmold. Geschäftsführer Stephan Potthoff-Wenner auf einem E-Bike.
Der vollelektrische Lkw MAN eTGM im Einsatz bei der Friedrich Wenner GmbH.

Bei der Friedrich Wenner GmbH, dem Spezialisten für Verpackungskartonagen, probiert Geschäftsführer Stephan Potthoff-Wenner nachhaltige Zukunftstechnik gerne selbst aus.

Eine Karte von Dänemark mit einem Pin bei Kopenhagen. Der vollelektrische Lkw MAN eTGM liefert in Kopenhagen Biomilchprodukte von Arla aus.
Die Innenstadt von Kopenhagen.

Die Molkereigenossenschaft Arla beliefert mit dem MAN eTGM Kopenhagener Geschäfte mit Milchprodukten. Das Kühlsystem nutzt Strom direkt aus der Batterie des Fahrzeugs.

Dänemark: Kühle Bio-Milch aus dem E-Lkw

Kopenhagen gilt vielen als Vorbild für Nachhaltigkeit. Bis 2025 will die dänische Hauptstadt zur ersten klimaneutralen Metropole der Welt werden. Für dieses ehrgeizige Ziel will auch Arla einen Beitrag leisten. Die Molkereigenossenschaft zählt zu den wichtigsten Lieferanten von Biomilchprodukten in Kopenhagen: Rund 200 Lastwagen beliefern täglich mehr als 2.600 Geschäfte.

Als neuesten Beitrag für mehr Nachhaltigkeit hat Arla einen MAN eTGM als Milchtransporter angeschafft. In einem Feldversuch kommt der Stromer als Dänemarks erster Elektro-Lkw über 18 Tonnen zum Einsatz. Das elektrische Fahrzeug verursacht lokal keine Abgase und fährt mit Strom von Windturbinen – dafür hat Arla Herkunftszertifikate erworben. „Wir sind stolz, den ersten großen Elektro-Lkw Dänemarks in unserem Vertrieb zu haben“, sagt Helle Müller Petersen, Country Manager von Arla Dänemark. Eine Besonderheit des MAN eTGM: Sein neu entwickeltes Kühlsystem nutzt Strom direkt aus der Hochspannungsbatterie des Fahrzeugs. So wird die Biomilch nicht nur mit grünem Strom bewegt, sondern auch während des Transports mit nachhaltiger Energie gekühlt.

Norwegen: Klimafreundliches Schwergewicht

Schon 26 Prozent der Fahrzeuge der Posten Norge sind bereits mit einem umweltfreundlichen Antrieb am Start. Nun hat das Staatsunternehmen einen weiteren Schritt in Richtung CO2-Neutralität gemacht: Mit einem MAN eTGM ist der erste vollelektrische 26-Tonnen-Lkw der Flotte im Dienst. Damit hat die Umstellung auch bei den mittelschweren Lkw begonnen, denn der Neuzugang ist ungefähr dreimal größer als die bisherigen Verteilerfahrzeuge in der Elektro-Flotte der norwegischen Post.

Paketsendungen liefern und abholen, und zwar in den Paketzentren mitten in Oslo, das ist die Aufgabe des neuen elektrischen Schwergewichts. Hier kann der Stromer seine Vorteile voll ausspielen Anwohner entlang seiner Routen freuen sich, weil er so leise fährt, nächtliche Fahrten unterbrechen nicht den Schlaf der Hauptstadtbewohner. Und natürlich geht es auch um den Klimaschutz. „Als norwegische Post ist es uns sehr wichtig, dass möglichst viele unserer Fahrzeuge CO2-neutral unterwegs sind“, sagt Hans Øyvind Ryen, Executive Vice President Operations der Posten Norge Group. „Wir haben schon viel getan, um dies mit entsprechenden Fahrzeugen zu erreichen. Dass wir jetzt einen 26-Tonnen-Lkw bekommen, der mit Strom betrieben wird, ist ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zum Ziel.“

Eine Karte von Norwegen mit einem Pin bei Oslo. Ein Luftbild von Oslo.
Der vollelektrische Lkw MAN eTGM liefert in Oslo Pakete.

Pakete abholen und liefern, das ist die Aufgabe des MAN eTGM bei der Posten Norge, der norwegischen Post. Er fährt dafür die Paketzentren mitten in Oslo an.

Eine Karte der Schweiz mit einem Pin bei Gossau. Der vollelektrische Lkw MAN eTGM vor einer Filiale von SPAR.
Blick über St. Gallen.

Die SPAR Gruppe Schweiz ist ein weiteres Mal Vorreiter: Mit dem ersten E-Lkw des Landes beliefert sie Filialen im Appenzellerland und im Thurgau komplett emissionsfrei.

Schweiz: Lebensmittel emissionsfrei liefern

Für den Lebensmittelhändler SPAR Schweiz gehören gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit schon lange zur Unternehmenskultur. So setzt die Handelskette beim Bau von neuen SPAR-Supermärkten auf moderne Gebäudetechnik. Kühlgeräte sind mit nachhaltigen Kältemitteln ausgestattet und es gelangen keine Produkte ins Sortiment, die nicht den Tierschutzrichtlinien entsprechen. Auch bei der jüngsten Einführung der Eigenmarke SPAR Natural lag die Messlatte in Sachen Nachhaltigkeit hoch. So achtet das Schweizer Unternehmen darauf, möglichst viel Verpackung einzusparen und Mehrfachrecycling-Material zu verwenden.

Die Distributionslogistik der SPAR Gruppe Schweiz in Gossau im Kanton St. Gallen hat ebenso ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele: Die CO2-Emissionen beim Transport von Waren sollen deutlich sinken. Schon 2011 nahmen die Einzelhändler den ersten Hybrid-Lkw der Schweiz in Betrieb. Mit dem MAN eTGM sind sie heute wieder Vorreiter und gehen noch einen Schritt weiter: Die Lieferungen von Lebensmitteln an die Filialen im Appenzellerland und im Thurgau sind jetzt komplett emissionsfrei. Im Vergleich zu seinen Vorgängern spart der eTGM bis zu 19.000 Liter Diesel pro Jahr. Das entspricht einer Reduktion des CO2-Ausstoßes um etwa 50 Tonnen.

Der MAN eTGM bewährt sich im Alltag und zeigt: Batterieelektrischer Lieferverkehr – auch über 16 Tonnen – funktioniert. 2024 geht der Stromer in Serie. Vom Band laufen wird er in München, dort wurde im Juni 2021 das MAN eMobility Center eröffnet. Mitarbeitende des MAN-Stammwerks werden hier unter realen Bedingungen für die Produktion schwerer E-Lkw qualifiziert – für die TRATON GROUP ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg der Transformation des Transportwesens.