Die Umstellung auf batterieelektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge (Battery Electric Vehicles; BEVs) ist entscheidend für den Klimaschutz. Im Vergleich zu Dieselfahrzeugen stoßen BEVs lokal kein Kohlenstoffdioxid aus und tragen aufgrund ihrer hohen Energieeffizienz auch dort, wo noch kein Ökostrom zur Verfügung steht, erheblich zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei. Doch Batterien sind teuer – das führt zu höheren Anschaffungskosten. Vor dem Hintergrund, dass die Transportindustrie ohnehin schon mit hohen Kosten zu kämpfen hat, bedeutet das eine gewaltige finanzielle Herausforderung für die Betriebe.

Ist die Elektromobilität nur eine Option für Transportunternehmen, die wirtschaftlich stabil aufgestellt sind und Investitionen problemlos tätigen können? „Dies kann bei konventionellen Modellen, bei denen der Lkw direkt gekauft wird, zu Beginn der Fall sein“, entgegnet Andreas Kammel, Vice President Alternative Drivetrains in der TRATON GROUP. Der Experte für alternative Antriebe sagt: „Betrachtet man jedoch die Gesamtbetriebskosten (TCO), die auch die laufenden Kosten umfassen, müssen sich Betreiber von batterieelektrischen Lkw- oder Bus-Flotten keine Sorgen über höhere Gesamtbetriebskosten machen, denn sie zahlen letztendlich weniger und nicht mehr. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit ist, dass Nutzfahrzeuge oft intensiv genutzte Investitionsgüter sind, bei denen die Kraftstoffkosten den Anschaffungspreis über die gesamte Lebensdauer deutlich übersteigen.“

Andreas Kammel erklärt: „Im Güterverkehr werden die Gesamtkosten eines Fahrzeugs über seinen gesamten Lebenszyklus im Allgemeinen von den Betriebskosten dominiert, einschließlich aller Energie-, Fahrer- und - in geringerem Umfang - Wartungskosten. Entscheidend ist, dass Strom auch unter Berücksichtigung der Ladekosten billiger ist als Diesel, so dass der Kostenvorteil mit der Zeit deutlich wächst, vor allem bei intensiv genutzten Anwendungen wie etwa im Fernverkehr.“

Stefan Sahlmann
Stefan Sahlmann, Vice President EV Solutions & Activation, Navistar

Batterieelektrischer Antrieb: Massive Einsparpotenziale bei Energiekosten 

Aber was motiviert letztlich genau diese Kunden, auf eine elektrische Flotte umzusteigen? Neben betrieblichen Nachhaltigkeitszielen und technologischem Fortschritt bei Reichweite und Energiedichte der Batterien sind es die bereits erwähnten ökonomischen Aspekte. Das unterstreicht auch Stefan Sahlmann, Vice President EV Solutions & Activation bei Navistar und zuvor Vice President, Head of MAN Transport Solutions bei MAN Truck & Bus: „Unsere Kunden erkennen das Kosteneinsparungspotenzial dieser neuen Technologie. So erzählte mir jüngst ein Kunde aus dem US-Bundesstaat Tennessee, dass er allein durch den Betrieb des neuen vollelektrischen Schulbusses von IC Bus mehr als 50 % der monatlichen Energiekosten einspart, verglichen mit dem früheren Schulbus mit Verbrennungsmotor.“

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Die Gesamtbetriebskosten kommerzieller E-Lkw sind deutlich niedriger als die herkömmlicher Diesel-Lkw.

Innovative Finanzdienstleistungen als partnerschaftliche Basis für die Transformation  

Bedarfsgerechte Finanzdienstleistungen sind wichtiger denn je, um die sich wandelnden Kundenanforderungen in der Transportwirtschaft zu erfüllen. Als konzerneigener, integrierter und globaler Finanzdienstleister der TRATON GROUP verfolgt TRATON Financial Services das Ziel, den nachhaltigen Transport durch tiefes Branchenwissen und integrierte Lösungen zur Realität werden zu lassen.

Dazu gehört die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle wie “Truck-as-a-Service“: hin zu einem kundenzentrierten und abonnementbasierten Dienstleistungsmodell mit Angeboten für Versicherung, Wartung und Ladeinfrastruktur aus einer Hand. Derzeit arbeitet TRATON Financial Services an spezifischen Lösungen, die im operativen Geschäft dann von den Marken der TRATON GROUP angeboten werden.

Johan Haeggman
Johan Haeggman, CEO, TRATON Financial Services

Unter der Führung von Johan Haeggman, von April 2015 bis März 2022 CFO von Scania, entwickelt TRATON Financial Services umfassende Leistungen im Bereich Kundenfinanzierung, um die Nachfrage nach neuen Technologien und Geschäftsmodellen zu bedienen. Bereits zu seiner Zeit als CFO bei Scania hatte Johan Haeggman Erfahrungen im Bereich konzerneigene Finanzdienstleistungen – dem sogenannten Captive Financing – gesammelt. Neben Scania Financial Services sind MAN Financial Services und Volkswagen Financial Services bereits seit Längerem am Finanzierungsmarkt aktiv. Und mit Navistar Financial kann auch im nordamerikanischen Markt eine Finanzierung aus eigener Hand angeboten werden, Volkswagen Truck & Bus im südamerikanischen Markt wird folgen. Bis 2025 will TRATON Financial Services in zwölf Märkten auf sechs Kontinenten aktiv sein.

Das Captive Financing, das TRATON Financial Services nun etabliert, ist in erster Linie maximal kundenzentriert. Denn im Unterschied zu herkömmlichen Banken oder Finanzierungsdienstleistern kennt TRATON die Geschäftsmodelle und Herausforderungen der Transportunternehmen im Detail und kann sich mit seinen Lösungen auf genau diese Branche fokussieren.

Finanzierungsmöglichkeiten für den Kauf von batterieelektrischen Nutzfahrzeugen

Gerade mit Blick auf die finanziellen Bedürfnisse der Kunden und vor dem Hintergrund der anfänglich nötigen hohen Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge haben TRATON und die vier Marken Scania, MAN Truck & Bus, Navistar und Volkswagen Truck & Bus entsprechende Lösungen für die Finanzierung im Portfolio. Die Kernidee und Grundüberzeugung dabei: Am fehlenden Startkapital darf und soll keine Investition in nachhaltige und letztlich auch ökonomisch sinnvollere Antriebsarten im Schwerlastverkehr scheitern.

„Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, einen Lkw zu finanzieren: Entweder man kauft ihn, oder man mietet ihn,“ sagt Fredrik Allard, Senior Vice President und Leiter E-Mobilität bei Scania. Er fügt hinzu: „Die Möglichkeit, dass die Kunden ihr Fahrzeug mieten oder pachten können, ist ins Zentrum der Betrachtung gerückt. Sie ist heute ein integraler Bestandteil der Gesamtlösung rund um den Lkw.“

Etwa bei JUNA, einem Joint Venture zwischen Scania und dem Berliner Logistik-Startup sennder, das derzeit erfolgreich getestet wird: Es sucht nach Lösungen für das oben genannte Problem, dass die hohen Anschaffungskosten für einen E-Lkw – sie sind zwei- bis dreimal so hoch wie bei einem Verbrenner – Kunden trotz der Kostenvorteile unter dem Strich zögern lassen, auf batterieelektrische Nutzfahrzeuge umzusatteln. JUNA hat dafür ein innovatives Pay-per-Use-Modell entwickelt: Der Kunde zahlt für die Nutzung eines von JUNA bereitgestellten Elektrofahrzeugs einen festen Kilometerpreis, mit dem neben der Fahrzeugnutzung selbst auch alle Kosten für Reparatur, Wartung, Versicherung sowie digitale und analytische Services abgegolten sind. So entwickelt JUNA auf Wunsch für den Kunden etwa Vorschläge für die optimale Route. Es sind solche Lösungen, die das Vertrauen der Kunden festigen – und Sicherheit für eine langfristige Beziehung geben. Stefan Sahlmann: „Dieses Vertrauen wird dazu beitragen, dass unsere Kunden weitere Fahrzeuge bei unseren Marken kaufen werden.“

Sobald ein E-Lkw gekauft wurde und im Einsatz ist, wird die Restwertermittlung wichtig. Hier steht TRATON seinen Kunden zur Seite, wenn nach mehreren Betriebsjahren der Restwert der Batterie ermittelt werden soll. Derzeit wird bei den TRATON-Marken untersucht, wie die Lkw-Batterie am Ende ihres Lebenszyklus weiter genutzt oder wieder verwertet werden kann. Dabei ist es das Ziel, die wertvollen Rohstoffe nicht nur aus Kostengründen, sondern auch zur Förderung der Kreislaufwirtschaft zu recyceln und den Lebenszyklus der einzelnen Batterieelemente zu verlängern. Weitere Informationen zu den technologischen Aspekten rund um BEVs und Batterien gibt es hier.

Finanzielle Angebote für Flottenbesitzer

Ökonomisch unterstützt wird der Übergang zur E-Mobilität von staatlichen Fördermöglichkeiten und von Finanzierungsangeboten der Hersteller. Damit sich niemand im Fördermittel-Dickicht verirrt, helfen die Marken ihren Kunden bei der Suche nach staatlichen Zuschüssen; sie stehen beratend zur Seite, um das bestmögliche Gesamtpaket zusammenzustellen und alle möglichen Fördertöpfe auszuschöpfen.

  • Mit einer staatlichen Unterstützung werden Investitionen von Unternehmen in Maßnahmen zur Verringerung, Vermeidung und zum Abbau von Treibhausgasemissionen gefördert. Dazu gehören Investitionen in die Stromerzeugung, Ladeinfrastruktur und die Fahrzeuganschaffung. In Deutschland allerdings ist die Finanzierung aus der Klimaschutzoffensive für Unternehmen im Dezember 2023 aufgrund massiver Defizite im Bundeshaushalt gestoppt worden.

  • Wer sich einen E-Lkw oder einen E-Bus kauft, ist in Deutschland von der CO2-abhängigen Lkw-Maut befreit. Elektrofahrzeuge können von bestimmten Steuern befreit werden, wie beispielsweise von der Kfz-Steuer oder anderen Abgaben im Zusammenhang mit dem Betrieb von Fahrzeugen.

  • Kredite ermöglichen den Kauf von Nutzfahrzeugen mit batterieelektrischem Antrieb und den Ausbau einer eigenen Ladeinfrastruktur im Depot. Dabei können spezielle Darlehen mit niedrigeren Zinssätzen für den Kauf von Elektrofahrzeugen angeboten werden. Als konzerneigener, integrierter und globaler Finanzdienstleister unterstützt TRATON Financial Services seine Kunden mit umfangreichen Finanzierungsangeboten. Auf diese Weise wird TRATON Financial Services zum Partner der Transportwirtschaft beim Weg in eine CO2- neutrale Zukunft.