Die TRATON GROUP setzt sich aktiv gegen den Klimawandel ein. Der größte Beitrag des Unternehmens zum Erreichen dieses Ziels ist die Elektrifizierung der Produktportfolios der Marken. Der Austausch von nur 10.000 herkömmlichen Diesellastwagen durch batterieelektrische Nutzfahrzeuge (BEVs), die mit grünem Strom betrieben werden, ermöglicht Einsparungen von einer Million Tonnen CO₂ jährlich in Europa und noch mehr in Nordamerika. TRATON hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 rund die Hälfte seiner jährlichen Neufahrzeugverkäufe in der Region EU27+3, in den USA und in Kanada als emissionsfreie Fahrzeuge abzusetzen.
Obwohl TRATON und seine Marken den Übergang zur Elektrifizierung durch die Produktion von BEVs unterstützen, gibt es ein Henne-Ei-Problem. Denn ein robustes, leistungsfähiges Ladenetz zur Deckung des notwendigen Energiebedarfs fehlt. Derzeit gibt es fast keine öffentlichen Ladeparks entlang von Langstreckenrouten. Das bedeutet, dass E-Trucks in diesen Anwendungsbereichen nur in Depots oder an ihren Zielorten geladen werden können, was ihre tägliche Reichweite erheblich einschränkt. Das Problem ist weniger die Zeit, die für Zwischenladungen benötigt wird, als vielmehr die geringe Verfügbarkeit von Ladestationen.
Darüber hinaus führt der derzeitige CCS-Standard (Combined Charging System Standard) zu vergleichsweise langen Ladezeiten von ein bis zwei Stunden für die großen Batteriepakete der Langstrecken-BEVs. Dies kann sich auf die Logistik und Zeitplanung auswirken und stellt eine Herausforderung für die betriebliche Effizienz und Zuverlässigkeit dar.
MCS – eine bahnbrechende Technologie für Langstrecken-BEVs
Die Lösung für diese Herausforderungen liegt in der Implementierung des Megawatt-Ladesystems (MCS) in neu gebauten öffentlichen Ladeparks, um diese mit ultraschnellen Lademöglichkeiten auszustatten und so die Ladezeiten für Langstrecken-BEVs deutlich zu verkürzen. Die MCS-Technologie, die theoretisch eine Ladeleistung von bis zu 3,75 Megawatt pro Stunde erreichen kann, ist darauf ausgelegt, den hohen Energiebedarf von E-Lkw zu decken.
„MCS ist ein kommender Standard, der es uns ermöglicht, innerhalb der vorgeschriebenen Ruhezeit von 45 Minuten wieder aufzuladen. Dadurch werden viele der dringendsten Anforderungen an Ganztagesbatterien erfüllt, und wir können die Batterien deutlich kleiner, kostengünstiger und leichter machen“, sagt Andreas Kammel, Vice President Alternative Antriebe in der TRATON GROUP. „Das bedeutet, dass wir den vollen Energiekostenvorteil nutzen können, der das Geschäftsmodell von Langstrecken-Lkw so attraktiv macht – mit nur der Hälfte oder etwas mehr als der Hälfte der bisherigen Batteriekapazität. Es fühlt sich fast wie Schummeln an.“
Der MCS-Standard macht Schluss mit langen Ladezeiten oder gravierenden Einbußen bei der Nutzlast. Dadurch wird eines der Haupthindernisse für die Elektrifizierung von Langstrecken-Lkw beseitigt. Durch eine vorausschauende Planung für eine Zwischenladung während der Mittagspause können Fahrzeugführer und Flottenbetreiber ihre Zeitpläne und Routen einhalten, ohne nennenswerte Ausfallzeiten oder negative Auswirkungen auf die betriebliche Effizienz.
Voraussetzungen für die Schaffung eines ultraschnellen Ladenetzes
Allerdings wird es noch einige Zeit dauern, bis die Technologie weit verbreitet ist, da es derzeit an einer ultraschnellen MCS-Infrastruktur mangelt. Ein dichtes Schnellladenetz wird frühestens in vier bis sechs Jahren verfügbar sein. Zwei Bedingungen müssen dafür erfüllt sein: Zum einen muss die Ladeinfrastruktur selbst vorhanden sein. Zum anderen muss sie günstig genug sein. Es sei ein Irrglaube, so Kammel, dass die Kosten dafür unerschwinglich seien.
„Die Auslastung wird viel höher sein als bei Pkw – doch leider stammen viele dieser Kostenvergleiche aus dem Pkw-Bereich und ignorieren die großen Vorteile beim Laden von Lkw. Diese ergeben sich aus der höheren Homogenität der Nutzung, der besseren Planbarkeit und der stärkeren Konzentration auf weniger Lkw-Routen – all dies steigert die Auslastung. Bei hoher Auslastung kann der kostenintensive Teil – der Netzanschluss – intensiver genutzt werden. Man kann sogar an einen Punkt gelangen, an dem man darüber nachdenkt, auch über Nacht aufzuladen“, erklärt Kammel.
„Beim öffentlichen Laden gibt es außerdem einen großen Flexibilitätsvorteil: Man kann Standorte auswählen, an denen Netzanschluss und Grundstücke günstig sind. Das bedeutet, dass die tatsächlichen Kosten niedriger sind, als ein simpler Durchschnitt über alle möglichen Standorte vermuten lässt. Das ist von entscheidender Bedeutung, weil es den Kompromiss noch lohnender macht, sich für mehr Schnellladevorgänge anstelle einer größeren Batterie zu entscheiden“, sagt Kammel.
Die vier Ladelösungen für Flottenbetreibende
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Übernacht-Depotladen: Fahrzeuge werden in einer zentralen Anlage, typischerweise während der Nebenzeiten, geladen.
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Öffentliches Laden: Bietet schnelles Aufladen an strategisch gelegenen Stationen.
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Öffentliches Übernachtladen: Nutzt lange Ruhezeiten für langsamere, vollständigere Ladungen.
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Zielortladen: Ermöglicht es Fahrzeugen, am Endpunkt ihrer Reise aufzuladen, sodass sie für die nächste Fahrt bereit sind.
E-Mobilität auf einen Blick
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Die C-Rate (Stromrate) misst die Rate, mit der eine Batterie im Verhältnis zu ihrer maximalen Kapazität geladen oder entladen wird. Beispielsweise bedeutet eine C-Rate von 1C, dass die Batterie in einer Stunde vollständig geladen oder entladen ist, während eine Rate von 2C bedeutet, dass die Batterie in einer halben Stunde vollständig geladen oder entladen ist.
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Interoperabilität bezieht sich auf die Fähigkeit verschiedener Systeme, Geräte oder Anwendungen, nahtlos zusammenzuarbeiten. Dadurch können verschiedenen Arten von BEVs verschiedene Arten von Infrastruktur nutzen, unabhängig vom Hersteller. So können batterieelektrische Flotten eine breite Palette von Lademöglichkeiten nutzen, was die betriebliche Effizienz erhöht und Ausfallzeiten reduziert.
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Durch bidirektionales Laden können Elektrofahrzeuge nicht nur Strom aus dem Netz beziehen, um ihre Batterien aufzuladen, sondern auch gespeicherte Energie ins Netz zurückspeisen oder andere Geräte mit Strom versorgen. Vehicle-to-Grid (V2G): BEVs können während Spitzenlastzeiten Strom ins Netz einspeisen und so zur Stabilisierung des Netzes beitragen. Vehicle-to-Load (V2L): BEVs können externe Geräte oder andere Fahrzeuge mit Strom versorgen, was in abgelegenen Gebieten oder bei Notfällen nützlich sein kann.
Entwicklung innovativer Ladelösungen durch Zusammenarbeit
Zusammenarbeit steht im Mittelpunkt der TRATON GROUP. Das Unternehmen pflegt nicht nur enge Verbindungen zwischen seinen Marken Scania, MAN Truck & Bus, Navistar und Volkswagen Truck & Bus, sondern arbeitet auch mit Branchenexpertinnen und -experten zusammen und treibt Innovationen durch ausgewählte Partnerschaften voran. Ein Beispiel ist das Joint-Venture Milence, das von der TRATON GROUP, Daimler Truck und der Volvo Group gegründet wurde. Gemeinsam haben sich die Beteiligten verpflichtet, bis 2027 ein Netz von 1.700 öffentlichen Schnellladestationen in Europa zu errichten, um den Wechsel zu emissionsfreien schweren Nutzfahrzeugen zu beschleunigen.
Milence hat seine ersten großen Stationen in verschiedenen europäischen Ländern eröffnet, beginnend mit dem Ladezentrum in Venlo, Niederlande, im Dezember 2023. Neue Ankündigungen erfolgen fast wöchentlich.
„Der Preis an diesen Ladestationen ist deutlich niedriger als viele erwartet hatten. Im Pkw-Bereich sieht man oft Preise um die 70 Euro-Cent oder 80 Euro-Cent. Aber diese erste Station eröffnete mit einem Preis von 39,9 Euro-Cent, obwohl die Niederlande kein Niedrigstromland sind. Wir erwarten, dass dieser Trend anhält“, sagt Kammel. „Schnellladen wird nicht so teuer sein, wie allgemein erwartet. Und Milence wird unserer Meinung nach einer der wichtigsten Akteure sein, um dies richtig zu machen.“
PACT: Die einheitliche Stimme für BEV-Infrastruktur in den USA
Im Januar 2024 wurde das Bündnis „Powering America’s Commercial Transportation“ (PACT) gegründet – eine Koalition der TRATON GROUP-Marke Navistar, Daimler Truck North America und Volvo Group North America. PACT hat sich zum Ziel gesetzt, den Aufbau einer US-weiten Infrastruktur für emissionsfreie Nutzahrzeuge (ZEVs/Zero Emission Vehicles) voranzutreiben. Ziel ist es, die vielen Hindernisse zu überwinden, die den Zugang zur ZEV-Infrastruktur verzögern, und gleichzeitig die nationale Klimapolitik zu verbessern, damit der Infrastrukturbedarf dieser Fahrzeuge gedeckt wird.
TRATON Charging Solutions: Ladelösungen zugänglich und erschwinglich machen
Um die Umstellung von Flotten auf BEVs zu erleichtern, hat die TRATON GROUP außerdem die Dienstleistungsgesellschaft TRATON Charging Solutions gegründet. Sie will den gewerblichen Elektroverkehr vereinfachen, indem sie Vertragsabschlüsse, Abrechnung und Informationen über nahtlose Lademöglichkeiten bündelt.
Das Ziel von TRATON Charging Solutions ist es, frei zugängliche und erschwingliche Ladelösungen zu etablieren und so den Einsatz schwerer BEVs in großem Maßstab möglich zu machen. TRATON Charging Solutions deckt hauptsächlich den Zugangs- und Abrechnungsprozess für Flotten ab.
„Dieser Dienst soll Kunden in die Lage versetzen, an jeder beliebigen Ladestation ihr Fahrzeug anzuschließen und aufzuladen“, sagt Fredrik Allard, Senior Vice President und Leiter der Abteilung E-Mobility bei Scania. „Sie erhalten eine einzige Rechnung für den gesamten Fuhrpark. Es handelt sich also um einen markenübergreifenden Service, der nicht an Scania- oder MAN-Lkw gebunden ist. Kunden können auch andere Marken nutzen.“
TRATON Charging Solutions bietet das breiteste Netz öffentlicher Ladestationen für Lkw:
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Aktiv in 13 europäischen Ländern (Ziel ist es, den Service global auszurollen, mit 16 Ländern bis Ende 2024 und ganz Europa bis 2025; andere Teile der Welt werden folgen)
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Mehr als 100 geplante neue Ladepunktstandorte im Jahr 2024
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Derzeit 43 Ladeparks geeignet für Lkw mit 135 CCS-Standard-Ladepunkten (mindestens 350 kW)
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Mehr als 5.000 unspezifizierte Pkw-Ladestandorte – derzeit wird noch untersucht, wie viele davon für Lkw geeignet sind
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Derzeit können Scania-Kunden die von TRATON Charging Solutions betriebenen Dienste über den gebrandeten Service Scania Charging Access nutzen
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Mehr als 30 Kunden nutzen Scania Charging Access, mit mehr als 120 aktiven RFID-Karten
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Seit dem Start im Oktober 2023 gab es bereits mehr als 1.100 Ladevorgänge
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Später in diesem Jahr wird MAN seinen eigenen Lade-Service ankündigen, der von TRATON Charging Solutions betrieben wird (in Übereinstimmung mit den ersten Lieferungen des MAN eTruck)
Weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen im Markt für batterieelektrische Nutzfahrzeuge finden Sie hier.