Wie können wir unsere Fahrzeuge noch sicherer machen? Antworten auf diese Frage zu finden, haben sich die Nutzfahrzeughersteller unter dem Dach der TRATON GROUP zur Aufgabe gemacht. Diese Arbeit trägt dazu bei, Straßen für alle Verkehrsteilnehmenden sicherer zu gestalten. Der Tag der Verkehrssicherheit bietet gerade für Unternehmen im europäischen Markt Gelegenheit für eine Bilanz und einen Ausblick: Welche technologischen Innovationen sorgen heute schon für zusätzliche Sicherheit in Fahrzeugen der TRATON GROUP, insbesondere bei den Marken MAN und Scania? Und in welche Richtung wird sich die Technik entwickeln?
Grundsätzlich ist Verkehrssicherheit für TRATON eine ganzheitliche Aufgabe, zu der die regelmäßige Schulung von Fahrenden ebenso gehört wie der Einsatz digitaler Technologien zur Fahroptimierung und die Integration passiver Schutzsysteme für Personen innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs. Innovationen, die von einer Marke der TRATON GROUP entwickelt wurden, finden ihren Weg auch in die Fahrzeuge der übrigen Gruppe. Das gilt insbesondere für Technologien im Bereich der Sicherheitstechnik.
Zum wichtigsten Baustein in Sachen Verkehrssicherheit haben sich in den vergangenen Jahren die Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) entwickelt. ADAS umfassen eine Vielzahl von Technologien, die das Fahren risikoärmer und effizienter gestalten. Dazu gehören unter anderem Systeme wie Spurhalteassistenten, automatische Notbremsungen, Abstandsregeltempomaten und Totwinkelerkennung. Dank leistungsfähiger On-Board-Computer, wie Scanias Next Generation Electrical System oder dem Central Vehicle Manager von MAN, können solche Systeme heute potenziell gefährliche Situationen frühzeitig erkennen und angemessene Maßnahmen ergreifen, um Unfälle zu vermeiden. Dies ist besonders relevant für Nutzfahrzeuge, die aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts ein höheres Gefahrenpotenzial im Straßenverkehr darstellen.
Sicher und effizient
Darüber hinaus spielen ADAS eine entscheidende Rolle bei der Effizienzsteigerung des Transportwesens. Assistenzsysteme unterstützen dabei, gleichmäßiger und damit kraftstoffsparender zu fahren, was nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch die Umwelt schont.
In den vergangenen 15 Jahren wurden erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung von ADAS erzielt. Ein Meilenstein war die Einführung von automatischen Notbremssystemen (AEB) und Spurhalteassistenten. Sie wurden bereits früh in den 2010er-Jahren in die Serienproduktion integriert und erhöhen die Sicherheit. Diese Systeme erkennen potenzielle Kollisionen und unterstützen den Fahrenden durch automatische Bremsmanöver oder Lenkeingriffe.
Wie ein solches Sicherheitssystem funktioniert, lässt sich am Beispiel des schon 2003 eingeführten Abstandsreglers ACC (Adaptive Cruise Control) von Scania zeigen. Das System war seinerzeit eine der wichtigsten technischen Innovationen für Nutzfahrzeuge. Es misst kontinuierlich die Entfernung und Geschwindigkeit der vorausfahrenden Fahrzeuge. Sobald ein langsameres Fahrzeug erkannt wird, reduziert ACC automatisch die Geschwindigkeit des Lkw und wahrt einen sicheren Abstand. Wenn die Straße wieder frei ist, beschleunigt das System das Fahrzeug zurück auf die eingestellte Geschwindigkeit.
Mit Radar und Kamera
Als wegweisend erwies sich auch das 2015 von MAN auf den Markt gebrachte Notbremsassistenzsystem EBA (Emergency Brake Assist). Dieses System nutzt eine Kombination aus Radar- und Kameratechnologie, um potenzielle Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmenden oder stationären Hindernissen frühzeitig zu erkennen und das Fahrzeug bei Bedarf automatisch abzubremsen. EBA Plus überwacht kontinuierlich den Verkehrsraum vor dem Fahrzeug. Wenn ein unerwartetes Hindernis oder ein langsameres Fahrzeug erkannt wird, warnt das System zunächst optisch und akustisch. Werden diese Warnungen ignoriert, leitet das System automatisch eine Teilbremsung ein. Sollte eine Kollision unmittelbar bevorstehen und keine ausreichende Reaktion erfolgen, wird eine Vollbremsung durchgeführt, um die Aufprallgeschwindigkeit zu verringern oder einen Unfall ganz zu vermeiden.
Die Expertise in Sachen ADAS stellte das Entwicklungsteam von MAN mit dem SafeStop Assist einmal mehr unter Beweis. Dieses System greift ein, wenn der Fahrende nicht mehr in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu steuern, beispielsweise bei einem medizinischen Notfall. In diesem Fall wird eine Warnung ausgelöst. Erfolgt keine Reaktion, übernimmt der SafeStop Assist die Kontrolle. Er nutzt eine Kombination aus verschiedenen Fahrassistenzsystemen, um das Fahrzeug sicher und kontrolliert zum Stillstand zu bringen.
Mehr Schutz für andere Verkehrsteilnehmende
Ein weiteres fortschrittliches Notbremsassistenzsystem bietet Scania mit dem AEB VRU an. Es wurde speziell entwickelt, um die Sicherheit von Verkehrsteilnehmenden wie Fußgängern und Radfahrenden zu erhöhen. Das System nutzt moderne Sensor- und Kameratechnologie, um die Umgebung des Fahrzeugs kontinuierlich zu überwachen und potenzielle Kollisionen mit Personen frühzeitig zu erkennen.
Wenn das System feststellt, dass eine Kollision unmittelbar bevorsteht und der Führende des Fahrzeugs nicht rechtzeitig reagiert, löst es automatisch eine Notbremsung aus, um den Aufprall zu vermeiden oder zumindest die Aufprallgeschwindigkeit erheblich zu reduzieren. Diese Funktion ist besonders in städtischen Gebieten von großer Bedeutung, wo das Risiko von Unfällen mit ungeschützten Verkehrsteilnehmenden besonders hoch ist. MAN bietet seit dem Modelljahr 2024 unter dem Namen Front Detection ein ähnliches System an.
Die Marken der TRATON GROUP entwickeln ADAS-Dienste ständig weiter und verbessern sie, um maximale Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten. Ein herausragendes Beispiel ist der neue MAN TGE Next Level, der Mitte 2024 auf den Markt kommt und eine Reihe innovativer Sicherheitssysteme bietet. Mit insgesamt 27 Assistenzsystemen ist der TGE Next Level eines der sichersten Fahrzeuge seiner Klasse: MAN hat die Funktionen fast aller Assistenzsysteme überarbeitet und erweitert sowie neue eingeführt. Darunter finden sich ein Abbiegeassistent, ein Totwinkelwarnsystem und eine Kollisionswarnung. Ein Highlight ist das Spurhaltewarnsystem, das das Fahrzeug durch sanfte Lenkeingriffe in der Spur hält. Das Fahrzeug ist außerdem mit einem Seitenwind-Assistenten ausgestattet, der bei starkem Seitenwind automatisch stabilisierende Lenkkorrekturen vornimmt.
Zur ganzheitlichen Strategie der TRATON GROUP zählt auch, dass Lösungen dieser Art allen Marken zugutekommen. Dies ist insbesondere durch den Aufbau eines modularen TRATON-Baukastensystems möglich und zeigt sich auch in der engeren organisatorischen Verflechtung aller Marken. Durch die Bündelung von Kompetenzen wird die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens insgesamt gestärkt.
EU-Verordnung für mehr Verkehrssicherheit
Mit ihren Sicherheitssystemen sind die Fahrzeuge der einzelnen Marken gut gerüstet, wenn ab Juli 2024 die General Safety Regulation (GSR2) der Europäischen Union auch für Neufahrzeuge gelten wird. Die GSR2 zielt darauf ab, die Sicherheit von Fahrzeugen innerhalb der EU signifikant zu erhöhen und Unfälle mit ungeschützten Verkehrsteilnehmenden zu vermeiden. Sie beinhaltet eine Vielzahl von Sicherheitsanforderungen, die für alle neuen Fahrzeugtypen verpflichtend sind. Für Transport- und Nutzfahrzeuge sind fortschrittliche Fahrassistenzsysteme wie der Notbremsassistent (AEB), der Spurhalteassistent und intelligente Geschwindigkeitsassistenzsysteme (ISA) Pflicht.
Zudem sind Technologien wie der Rückfahrassistent vorgeschrieben, um das Unfallrisiko beim Rangieren zu minimieren. Insgesamt listet die Verordnung acht verpflichtende Assistenzsysteme für Nutzfahrzeuge auf.
Die acht zwingend vorgeschriebenen Sicherheitssysteme der GSR
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Bei starkem Bremsen beginnen alle Fahrtrichtungsanzeiger zu blinken, um anzuzeigen, dass das Fahrzeug eine Notbremsung ausführt.
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Ein System, das den Luftdruck aller Reifen während der Fahrt ständig überwacht und warnt, wenn ein Reifen zu wenig oder zu viel Druck hat.
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Der Abbiegeassistent ist eine Funktion, die während des Abbiegevorgangs warnt, sobald sich gefährdete Verkehrsteilnehmende, wie etwa Passanten oder Radfahrende, auf der gegenüberliegenden Seite des Fahrzeugs befinden. Das System ist bei niedriger Geschwindigkeit aktiv.
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Kamera- und/oder Sensortechnik zeigen an, ob sich beim Rückwärtsfahren Gegenstände oder Personen hinter dem Fahrzeug befinden.
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Warnt vor einer möglichen Kollision mit ungeschützten Personen, die sich im toten Winkel vor dem Fahrzeug befinden.
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Eine standardisierte Schnittstelle, die den Einbau verschiedener Alcolock-Nachrüstvorrichtungen ermöglicht. Dadurch wird verhindert, dass das Limit für Alkohol am Steuer überschritten wird.
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Der Aufmerksamkeitsassistent überwacht die Konzentration der Fahrenden. Die Funktion gibt eine Warnung aus und erinnert daran, eine Pause einzulegen.
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Warnt mithilfe von Kameras und einer GPS-verknüpften Verkehrsschilderkennung vor Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Was die Zukunft bringt
Klassische ADAS werden durch die Weiterentwicklung von KI noch effektiver. Die von Sensoren und Kameras gesammelten Daten wertet die KI kontinuierlich aus, um die Umgebung des Fahrzeugs präzise zu überwachen und in kritischen Situationen zu unterstützen. KI-Analysen von Fahrzeugdaten ermöglichen zudem eine präventive Wartung und optimieren die Routenplanung. Dies trägt dazu bei, Betriebskosten zu senken und die Effizienz des Transports zu erhöhen.
Bei MAN ist die Zukunft der Assistenzsysteme eng mit der Weiterentwicklung des Central Vehicle Managers (CVM) verbunden. Der CVM ist ein zentrales Steuerungssystem, das in den neuesten MAN-Nutzfahrzeugen integriert ist und eine Vielzahl von Funktionen in einem einzigen, leistungsstarken Computer zusammenfasst. Dieses System ermöglicht es, nahezu alle Funktionen zentral zu steuern und zu überwachen. Dazu gehören sicherheitskritische Anwendungen wie Spurhalte- oder Notbremsassistent, aber auch Komfort- und Infotainmentsysteme.
Wie MAN setzt Scania KI nicht nur zur Verbesserung von Sicherheitssystemen ein, sondern auch zur Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Das Unternehmen, das eine Partnerschaft mit dem Swedish National Center for Applied Artificial Intelligence hat, testet bereits seit mehreren Jahren autonome Lkw, die speziell für den Einsatz in abgegrenzten Bereichen wie Bergwerken und Containerterminals entwickelt wurden. Diese Fahrzeuge nutzen KI, um komplexe Aufgaben wie das Navigieren und Rangieren ohne menschliches Zutun durchzuführen.
Die Entwicklungen im Bereich der ADAS bei den Unternehmen der TRATON GROUP zeigen, wie technologische Innovationen dazu beitragen können, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. „Durch vernetzte Systeme, fortschrittliche Fahrassistenztechnologien, künstliche Intelligenz und stetige Verbesserungen bei der Sensorik setzen die Entwicklungsteams der TRATON GROUP und ihrer Marken fortwährend neue Maßstäbe“, sagt Johan Berglund, Product Manager Autonomous & Connectivity bei TRATON. Der Tag der Verkehrssicherheit am 15. Juni erinnert daran, wie wichtig diese kontinuierlichen Verbesserungen für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden sind.