Eine anspruchsvolle Aufgabe: Gemeinsam mit meinem Team trage ich dazu bei, dass bald auch in China Nutzfahrzeuge der TRATON GROUP vom Band laufen. Ein Engagement mit Weitblick – denn das Reich der Mitte ist der weltweit größte Einzelmarkt für Nutzfahrzeuge. Die TRATON-Marken Scania und MAN sind mit ihren Fahrzeugen bereits Teil dieses pulsierenden Wirtschaftsraums. Und nun werden künftig im Werk in Rugao Fahrzeuge für den chinesischen Markt lokal produziert. Deshalb gehört unser Engagement in China in diesem Jahr völlig zu Recht zu unseren Prioritäten, mit deren Hilfe die TRATON Way Forward Strategie vorangetrieben werden soll.

Die beeindruckende Skyline von Schanghai im Abendlicht – ein faszinierender Anblick inmitten der pulsierenden Metropole.

Insgesamt 500 Personen gehören zu unserem Team; gut 10 % davon sind – wie ich – als Expats von anderen TRATON-Marken hier, die übrigen Kollegen stammen aus China. Wir tauschen uns überwiegend in Englisch aus; manchmal versuche ich auch, auf Chinesisch zu kommunizieren. Doch da gibt es für mich noch jede Menge zu lernen – kein Wunder bei mehr als 70.000 Schriftzeichen. 

In Schanghai und Rugao befinden sich unsere Büros. Hier bereitet das Projektteam den Ausbau des lokalen Produktportfolios vor und kümmert sich um den Aufbau lokaler Vertriebs- und Servicekapazitäten. Zudem arbeitet hier die Entwicklungs- und Forschungsabteilung. Rund 180 Kilometer nordwestlich in der Provinz Jiangsu entsteht gerade die neue Fabrik, die künftig ein integraler Bestandteil des globalen TRATON-Produktionsnetzwerks sein wird. Ab 2025 beginnt die Produktion im Werk in Rugao, das für eine Kapazität von etwa 50.000 Lkw jährlich ausgelegt ist. Ein Engagement, das Sinn macht. Denn Chinas Nachfrage nach Spezialfahrzeugen wie Müllwagen, Kehrmaschinen und Wassersprinklern steigt – und ist ein Indiz für vielversprechende Aussichten für dieses Marktsegment. Wie sagte doch vor Kurzem Christian Levin, Vorstandsvorsitzender TRATON und Chief Executive Officer von Scania CV AB: „In mehr als 60 Jahren hat Scania noch nie eine so große Investition im Ausland getätigt.“

Unsere einheimischen Kollegen und die Partner entlang der lokalen Lieferkette sind stolz darauf, mit und für uns zu arbeiten. Denn TRATON und besonders die Marken Scania und MAN genießen in China einen exzellenten Ruf. Neben der ausgezeichneten Qualität unserer Fahrzeuge schätzen die Menschen im Reich der Mitte unsere Internationalität – unterschiedliche Kulturen arbeiten zusammen und verfolgen gemeinsam ein großes Ziel. Genauso fühlen wir uns auch bei unserem Projekt.

Meine Erfahrungen bei Volkswagen Truck & Bus in Brasilien haben mir sehr geholfen, ein Produkt zu entwickeln, das an die lokalen Produktions-, Vertriebs- und Servicekapazitäten (in China für China) angepasst wurde. Zum Beispiel, indem man die Partner stärker in die Entwicklung der lokalen Komponenten einbezieht und ihnen mehr Verantwortung überträgt. Bei der Zusammenarbeit mit den Lieferanten gilt für mich ein wichtiger Grundsatz: Eine Absprache auf Augenhöhe ist eine Verpflichtung. Wenn etwas versprochen wurde, muss man auch bereit sein, sich daran zu halten.

Ronaldo Candido da Silva Jr. bei der Terrakotta-Armee im Mausoleum Qin Shihuangdis
Die überwältigende Terrakotta-Armee in Xi’an – ein Einblick in Chinas reiche Geschichte; hier mit zwei Repliken zum Anfassen.

Was mich bei meinem Einsatz in China überrascht hat? Das unglaubliche Tempo und die Konsequenz, eine einmal getroffene Entscheidung durchzuziehen. Stillstand gibt es in China nicht, sondern den unbedingten Willen, Fortschritt zu erzielen. Einfach machen, lautet die Devise.

China ist ein Land, in dem westliche Expats auch im Alltag lernen, zu improvisieren und neue technische Hilfsmittel auszuprobieren. Beispielsweise im Gespräch mit Taxifahrern. Sie müssen einfach Englisch in WeChat sprechen – das ist eine Kommunikations-/Übersetzungs-App fürs Smartphone. Dann zeigen Sie dem Fahrer die geschriebene chinesische Übersetzung auf dem Display. Und er antwortet dann auf Chinesisch, was wiederum ins Englische zurückübersetzt wird.

Seit August 2023 lebe ich mit meiner Frau und meiner Tochter in Schanghai. An zwei Werktagen in der Woche und am Wochenende bin ich in der Stadt am Ufer des Huangpu-Flusses, an den drei anderen Tagen bin ich in unserer R&D-Stätte in Rugao. Sehenswert in Schanghai ist natürlich die futuristische Skyline des Bezirks Pudong mit dem 632 Meter hohen Shanghai Tower und dem Fernsehturm mit seinen rosafarbenen Kugeln. Auch die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und den Holzhäusern zwischen Renmin Road und Zhonghua Road haben meine Familie und ich besucht. Außerdem waren wir in Peking und haben uns auch bereits die Chinesische Mauer und die Terrakotta-Armee in Xi'an angeschaut.

Nach knapp einem Jahr in China weiß ich, dass es in diesem faszinierenden Land noch viel zu entdecken gibt: beispielsweise, wo ich ein Hobby-Volleyball-Team in Schanghai finden kann und wie sich TRATON und unser Projekt in Rugao in den kommenden Jahren entwickeln werden. 


Beste Grüße aus Schanghai 
Ronaldo