Frédérique Klein, beim Procurement Controlling handelt es sich um eine neue geschaffene Group Function. Was hat Ihre Aufgabe beim Beschaffungscontrolling der TRATON GROUP mit dem TRATON Modular System (TMS) zu tun?

Um sicherzustellen, dass wir das TMS erfolgreich umsetzen, müssen die Marken sowie die Group Industrial Functions der TRATON GROUP gut zusammenarbeiten. Ermöglicht wird diese Kooperation unter anderem von den sogenannten „Enabling Functions“. Ich wurde gebeten, diese Aufgabe für das TRATON-Beschaffungscontrolling zu übernehmen. Momentan geht es darum, wie wir uns beim Beschaffungscontrolling künftig aufstellen werden, um die Synergiepotenziale effizient zu nutzen. Nicht umsonst gilt der Einkauf in der Betriebswirtschaftslehre als ein wichtiger Hebel für wirtschaftlichen Erfolg. 

Welche Talente, welche Qualifikationen und Fähigkeiten braucht es dafür im Procurement-Controlling-Team?

Um zu erkennen, wie sich Wertschöpfungspotenziale sinnvoll optimieren lassen, müssen die Mitarbeitenden im Procurement-Controlling-Team das Geschäft und das Geschäftsmodell der TRATON GROUP verstehen und Spaß am Produkt Lkw haben. Außerdem sollten sie wissen, dass Zusammenarbeit und Offenheit der Schlüssel für künftigen Erfolg sind – denn nur, wenn wir gemeinsam lernen und zusammen etwas erreichen, sind wir besser als unsere Mitbewerber. Wichtig ist, dass sie eine Vision für die Zukunft haben und die nötige Geduld und Hartnäckigkeit mitbringen, diese Vision zu verwirklichen. Hinzu kommen dann noch die erforderlichen Finanzkenntnisse.

Frédérique Klein unterhält sich mit einer Kollegin

Wie setzt sich das Team zusammen?

Jede Marke der TRATON GROUP hat bereits ihr eigenes Beschaffungscontrolling. Das sind genau die Kolleginnen und Kollegen, auf die es jetzt auch beim Procurement Controlling ankommt. Die Funktion Procurement Controlling wurde nun neu geschaffen, um die Zusammenarbeit der Teams besser zu koordinieren und damit die Bedürfnisse der weltweiten Einkaufsorganisation zu erfüllen. Aktuell definieren wir gemeinsam die zukünftigen Aktivitäten der neu geschaffenen Einheit. Unterstützt werden sie dabei von ihren Teams, die bereits aktiv in verschiedenen Arbeitsgruppen eingebunden sind. Die große Herausforderung bei dieser Arbeit: die Gemeinsamkeiten im Blick haben und sich gleichzeitig die Zeit nehmen, aus den jeweiligen Unterschieden zu lernen. Etwa, welche regionalen Besonderheiten es beispielsweise entlang der Lieferketten in Schweden oder in Brasilien gibt. Für mich war es ein persönliches Highlight, als die Controller gemeinsam beschlossen hatten, dass die Zahlen „ihrer Marke“ von den anderen Teammitgliedern in den Sitzungen mit der TRATON-Beschaffungsleitung präsentiert werden sollten. Das zeigt, wie gut sich das Verständnis für das Geschäft der anderen Marken entwickelt hat und wie viel Vertrauen untereinander entstanden ist.

Sehen Sie sich eher als kostenbewusste Effizienzmanagerin oder vielmehr als Gestalterin der Transformation? Oder ist es eine Mischung aus beidem?

Es ist eine Mischung aus beidem. Allerdings liegt der Schwerpunkt derzeit eher auf den transformatorischen Aspekten meiner Tätigkeit.

Frédérique Klein unterhält sich mit einer Kollegin

Wo genau finden sich Ihr Einsatz und der Einsatz Ihres Teams im Erfolg der Gruppe wieder? Und welche Bedeutung hat es für Sie, Teil von etwas wirklich Großem – der TRATON GROUP und ihrer Marken – zu sein?

Das Procurement Controlling hat eine klar definierte Mission: als vertrauensvoller Business-Partner des Group Procurements Mehrwert zu schaffen, indem wir aussagekräftige und präzise Entscheidungshilfen liefern. Wir steuern, überwachen und lenken aktiv die Performance und die Ergebnisse. Wir arbeiten zusammen, um die Zukunft von TRATON Procurement zu gestalten. Alles, was wir anstoßen, hat Auswirkungen auf andere Teammitglieder und viele Bereiche der TRATON GROUP und ihrer Marken. Demzufolge sehen wir uns schon als Teil von etwas wirklich Großem.

Wie kann ein Team die Herausforderungen der Zukunft bewältigen?

Ganz wichtig ist es, Spaß an der Arbeit zu haben und neue Aufgaben mit Leidenschaft und Neugier anzugehen. Und dann ist da noch die Bereitschaft, Vielfalt als Bereicherung für das Team, das Unternehmen zu erkennen. Nicht zu vergessen ist gegenseitiger Respekt, der sich durch intensives Zuhören und offene Kommunikation ausdrückt. Dazu gehört auch, keine Hemmungen im täglichen Miteinander zu haben und eigene Ideen ohne Furcht vor Zurückweisung oder sprachlichen Unzulänglichkeiten offen mit anderen zu teilen. Für mich persönlich geht nichts ohne eine Prise Humor – denn die Herausforderungen der Zukunft können manchmal ziemlich entmutigend sein.

Sie haben für Navistar in den USA gearbeitet und sind auch in China und Argentinien tätig gewesen. Jetzt arbeiten Sie für TRATON in Deutschland. Was sind die wichtigsten beruflichen Fähigkeiten oder Erkenntnisse, die Sie aus diesen Tätigkeiten im internationalen Kontext gewonnen haben? Und wie haben sie Ihre berufliche Entwicklung insgesamt beeinflusst?

Durch die Arbeit in verschieden Ländern habe ich gelernt, dass ich mich nicht jedes Mal neu erfinden muss, wenn ich eine neue Aufgabe in einem anderen Kulturkreis übernehme. Vielmehr kann ich an meinen eigenen Stärken und Werten festhalten, muss aber jedes Mal neu einschätzen, welche meiner Fähigkeiten ich in welchem Umfang und bei welchen Gelegenheiten einsetzen kann. Anfangs war ich noch auf der Suche nach einem An- und Aus-Schalter für meine Soft Skills. Mit der Zeit habe ich aber erkannt, dass es viel einfacher und genauso effektiv ist, mit der Lautstärkenregelung zu spielen. Wenn ich Teil eines bestehenden, funktionierenden Teams werde, sind in vielen Fällen deshalb die wichtigsten ersten Worte: „Macht weiter so! Ihr seid alle aus einem bestimmten Grund hier, und das Unternehmen braucht euch.“ Dann – nach einiger Zeit des Lernens und des Zuhörens – ist es wichtig, klar zu kommunizieren: Was ist das Ziel, was ist gewünscht, wie sieht der Plan aus? Schließlich geht es darum, das Team zu überzeugen und gemeinsam erfolgreich zu sein. Wenn die Menschen die Absichten oder Worte ihrer Führungskraft in Frage stellen, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. In China habe ich zudem gelernt, dass viele Wege zum Ziel führen. Es gibt nicht den einen Königsweg, sondern andere Herangehensweisen, die genauso erfolgreich sind.

Frédérique Klein unterhält sich mit einer Kollegin

„Es gilt, sich breit aufzustellen: Indem die Mitarbeitenden in der Unternehmenshierarchie ein paar Mal seitwärtsgehen, anstatt direkt nach oben durchzustarten, bauen sie ihr Wissen aus und steigern so langfristig ihren Wert im Unternehmen.“

Frédérique Klein, Leiterin des Beschaffungscontrollings der TRATON GROUP

Haben Sie aus all Ihren Erfahrungen Tipps, die Sie Kolleginnen und Kollegen am Anfang des beruflichen Weges geben würden?

Mir ist ganz wichtig, dass sich die Kolleginnen und Kollegen in unterschiedlichen Bereichen entwickeln und nicht zu früh einseitig festlegen. Es gilt, sich breit aufzustellen: Indem die Mitarbeitenden in der Unternehmenshierarchie ein paar Mal seitwärtsgehen, anstatt direkt nach oben durchzustarten, bauen sie ihr Wissen aus und steigern so langfristig ihren Wert im Unternehmen. Es mag erst einmal widersprüchlich klingen, aber das ist aus meiner Erfahrung oft der schnellste Weg zum nächsten Schritt nach oben. Wichtig ist zudem ein verlässliches Netzwerk. Mein Tipp: Viele Menschen kennenlernen, sich mit ihnen austauschen und ihnen uneigennützig helfen. Vor allem aber – das Netzwerk selbst um Hilfe bitten, wenn es nötig ist. Und natürlich gehört auch Werbung in eigener Sache dazu. Soll heißen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen für sich selbst eintreten und sich darüber im Klaren sein, was sie für das Unternehmen leisten. Doch bei aller beruflichen Euphorie ist es wichtig, Kolleginnen und Kollegen im Team zu haben, die einen ab und zu auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Mit welcher persönlichen Motivation starten Sie in einen neuen Arbeitstag? Oder anders gefragt: Was treibt Sie an?

Das sind ein toller Job, eine tolle Branche und tolle Leute, mit denen ich täglich zusammenarbeite. Zudem treibt es mich an, dass ich mit meinem Einsatz dazu beitragen kann, dass es unserem Planeten und seinem Klima in Zukunft besser geht.  

Auf was freuen Sie sich in den kommenden Monaten?

Ich freue mich darauf, dass die TRATON-Beschaffungscontrolling-Organisation Gestalt annimmt und bin zuversichtlich, dass wir unsere Prioritäten für das zweite Halbjahr 2024 umsetzen werden.