Als Henning Thormählen im Sommer 2021 zu TRATON kam, befand sich der Konzern bereits mitten in einem tiefgreifenden Wandel: Der Weg führt weg vom reinen Hersteller von Nutzfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren hin zu einem zukunftsorientierten Mobilitätsanbieter – mit batterieelektrischen Antrieben, autonomen Systemen und neuen Geschäftsmodellen.
Bei dieser Transformation kam dem Bereich von Henning Thormählen eine besondere Rolle zu. „Mergers & Acquisitions“ verantwortete die Transaktionen, die für diesen Veränderungsprozess entscheidend waren. So steuerte die Abteilung etwa die Übernahme von International (damals noch „Navistar“). Zudem etablierte der Bereich Joint Ventures wie Milence, baute TRATON Financial Services mit auf und trieb interne Umstrukturierungen voran – insbesondere die Schaffung einer gruppenweite Forschungs- und Entwicklungsorganisation (Group R&D).
„M&A-Transaktionen sind ein wesentlicher Bestandteil der TRATON-Strategie und somit ein entscheidender Hebel im Transformationsprozess, den wir gerade durchlaufen“, sagt der Strategieexperte.
TRATON Financial Services als Gamechanger
TRATON Financial Services (TFS) kommt in diesem Wandel eine zentrale Bedeutung zu. Denn mit der Gründung des Finanzdienstleisters unter dem Dach von TRATON wurden nicht nur ein gemeinsames Rückgrat für die Finanzierungs- und Dienstleistungsangebote der vier Marken geschaffen. TRATON hat sich mit dem Schritt auch zu einem Serviceanbieter weiterentwickelt.
TFS bietet seinen Kunden Finanzierungslösungen für neue Antriebstechnologien an, aber unterstützt auch neue Geschäftsmodelle, etwa „Transport-as-a-Service“. Dabei können Unternehmen Transportkapazitäten bedarfsgerecht buchen, anstatt ein eigenes Fahrzeug zu kaufen oder zu leasen.
„Neue Geschäftsmodelle wie Transport-as-a-Service gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig sehen wir, dass die Elektrifizierung der Lkw-Flotten die Anschaffungskosten für Kunden erhöhen kann“, erklärt Thormählen. „Auf all diese Entwicklungen müssen wir reagieren können. Deshalb ist ein integriertes, firmeneigenes Finanzdienstleistungsangebot entscheidend für unseren Erfolg. So können wir eng mit unseren Vertriebsteams zusammenarbeiten und jedem Kunden ein individuell zugeschnittenes Angebot machen.“
Milence: Ein echter Meilenstein
Eine besondere Herausforderung war für den erfahrenen Manager der Aufbau des Ladenetzbetreibers Milence – ein Joint Venture der TRATON GROUP, Daimler Truck und der Volvo Group.
„Es war ein großartiges Projekt, weil wir wirklich bei null angefangen haben”, erinnert er sich. „Wir waren und sind alle Wettbewerber in der Welt der Verbrennungsmotoren und haben dann gemeinsam ein neues Feld betreten und ein Unternehmen aufgebaut, das eine E-Ladeinfrastruktur in ganz Europa schaffen soll."
Nach den rechtlichen Fragen folgte die Umsetzung: „Es gab dafür keine Blaupause. Wir mussten eine Firma gründen, einen CEO und CFO rekrutieren und einen Standort finden, damit das Unternehmen sofort arbeitsfähig ist und sich auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren kann. Das war fast wie ein Start-up. Ich freue mich wirklich zu sehen, was Milence seitdem erreicht hat.“
Drei Säulen für TRATONs zukünftigen Erfolg
Ein langjähriges strategisches Ziel hat TRATON dank seiner M&A-Aktivitäten inzwischen erreicht: Mit der Übernahme von International schaffte der Konzern es, eine starke Präsenz in den USA aufzubauen. „In den nordamerikanischen Markt einzutreten war ein sehr wichtiger Schritt für uns“, so Thormählen.
Innerhalb der TRATON Way Forward Strategie sind für Thormählen beim Blick auf die nächsten Jahre drei Aspekte besonders hervorzuheben: der chinesische Markt, die interne Organisation der Gruppe und technologische Innovationen.
In China hat TRATON 2025 mit der Eröffnung des Werks in Rugao bereits einen strategischen Schritt vollzogen. An dem Standort werden sowohl Produkte für Scania hergestellt als auch ein ganz neues Modell unter dem Namen NEXT ERA. „Die Präsenz in China bringt zwei entscheidende Vorteile: Zutritt zu einem der größten Märkte der Welt und die Möglichkeit, von der immensen Innovationskraft im Reich der Mitte zu profitieren.“
Mit Blick auf die internen Strukturen, etwa die Group Industrial Functions, sieht Henning Thormählen ebenfalls viel Entwicklungspotenzial: „Die Integration von Unternehmensfunktionen wird uns weiter stärken.“
Besonders wichtig ist seiner Meinung nach die technologische Weiterentwicklung. Bei der Elektromobilität ist TRATON auf einem guten Weg – und auch beim autonomen Fahren wird der Konzern in den nächsten zehn Jahren bedeutende Fortschritte machen. Die ersten Praxistests laufen bereits.
„Wir haben bei den drei für uns zentralen Zukunftsthemen bereits wichtige Grundsteine gelegt“, sagt Thormählen. „Deshalb bin ich überzeugt, dass TRATON auch in den nächsten zehn Jahren seine Erfolgsgeschichte fortsetzen wird.“