Nach viereinhalb fantastischen Jahren im Kommunikationsteam von Navistar lag eines Tages ein echt spannendes Angebot auf meinem Schreibtisch. TRATON, die Muttergesellschaft von Navistar, hat mir einen Vorschlag gemacht, den ich nicht ablehnen konnte: die Leitung der Governance-, Risk- und Compliance-Kommunikation (GRC). Der Haken an der Sache? Ich musste den Atlantik überqueren und für eineinhalb Jahre nach Deutschland ziehen.
Im Mittleren Westen der USA geboren und dort auch aufgewachsen, habe ich mit der Entscheidung gerungen, nach Europa zu ziehen. Die Gegend rund um die Metropolregion Chicago ist nicht nur meine Heimat, sondern auch das Zuhause meiner Freunde, meiner Familie und meines Mannes – die ich alle für meine neue Aufgabe in Deutschland zurücklassen musste. Aber es gab und gibt natürlich auch viele positive Aspekte bei meiner neuen Tätigkeit – vor allem die Chance, mich beruflich weiterzuentwickeln und meinen eigenen kulturellen Horizont zu erweitern. Ermutigt von meinen Freunden und meiner Familie entschied ich mich, das Angebot von TRATON anzunehmen. Anfang April trat ich meine neue Stelle in München an.
Bei Navistar war ich als Business Partner für die Kommunikation der Bereiche Operations und Production&Logistics zuständig und war in dieser Funktion in die Navistar-Kommunikationsabteilung eingebunden. Bei TRATON bin ich direkt Teil der GRC-Funktion des Konzerns. Hier bin ich für die strategische Kommunikation mit allen Stakeholdern zu GRC-bezogenen Themen verantwortlich – einschließlich Compliance, Governance, internen Prüfungen, Risikomanagement und Datenschutz. Derzeit bin ich an mehreren Schlüsselprojekten beteiligt, bei denen es um die Einhaltung geltender Gesetze und Vorschriften, die Achtung ethischer Grundsätze und nachhaltiges sowie integres Handeln in allen Geschäftsbereichen der TRATON GROUP geht.
Überdies gehört zu meinen Aufgaben, das GRC-Kommunikations-„Kern-Kollaborationsteam“ zu leiten. Es setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern aller TRATON-Marken zusammen. Bei diesem Projekt sind wir für die gemeinsame Ausrichtung, Entwicklung und Umsetzung spezifischer GRC-Kommunikationsthemen bei jeder der vier TRATON-Marken verantwortlich. Dabei haben wir das Ziel im Blick, dass diese Themen einheitlich abgestimmt an alle relevanten Stakeholder kommuniziert und weitergegeben werden.
Das GRC-Team ist international aufgestellt. Ich bin glücklich und fühle mich privilegiert, Teil einer Gruppe zu sein, in der es so viele unterschiedliche Sichtweisen gibt. Eine Vielfalt, die sich aus den unterschiedlichen Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen speist. So arbeite ich mit Teammitgliedern zusammen, die auf fast allen Kontinenten gelebt und gearbeitet haben – darunter Afrika, Asien, Nordamerika, Südamerika und ganz Europa. Außerdem ist es toll, in der TRATON-Zentrale zu arbeiten. Hier treffe ich all die Mitarbeitenden live und in Farbe, mit denen ich zuvor bei Navistar digital über Teams zusammengearbeitet habe.
Ich bin überwiegend vor Ort im Büro. Bevor ich mich an meinen Schreibtisch setze und es mit meinen Projekten losgeht, mache ich mir einen Kaffee. Ich mag den deutschen Kaffee sehr. Er schmeckt völlig anders als der koffeinhaltige Muntermacher, den ich bisher zu Hause, in Chicago, getrunken habe.
Seit ich bei TRATON arbeite, bin ich immer wieder fasziniert, wie freundlich alle hier sind. Obwohl die meisten meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter deutsche Muttersprachler sind oder fließend Deutsch sprechen, erlebe ich es immer wieder, dass alle ins Englische wechseln, sobald ich in der Nähe bin. Das schätze ich sehr. Und dabei merke ich: Alle Kolleginnen und Kollegen möchten, dass ich das Gespräch verstehen und mich an der Diskussion beteiligen kann. Kurzum: Alle legen großen Wert darauf, mich aktiv einzubeziehen. Auf diese Weise zeigen sie mir, dass ich Teil von etwas Größerem bin. Und ganz nebenbei wird dabei das Motto der TRATON GROUP lebendig und spürbar.
Es gab und gibt ohne Frage einige kulturelle Unterschiede, an die ich mich gewöhnen musste und noch immer gewöhnen muss. Die Deutschen können viel direkter sein als die Menschen in den USA. In den Vereinigten Staaten beginnen Gespräche oder Meetings normalerweise mit Smalltalk und Plaudereinen, während die Leute in Deutschland oft direkt und unverblümt zur Sache kommen – und danach schnell zum nächsten Thema wechseln. Eine Direktheit, die in US-amerikanischen Ohren erst einmal als unhöflich erscheinen mag. In Wirklichkeit ist diese Art der Kommunikation aber nicht respektlos oder verletzend – sie ist einfach Teil der deutschen Kultur.
Als ich nach Deutschland kam, war ich etwas nervös und war mir nicht sicher, ob ich überhaupt Freunde finden würde (zumal ich kein Deutsch spreche). Doch meine Sorgen war völlig unbegründet. Ich bin froh, dass ich ohne Ausnahme überall unglaublich herzlich aufgenommen wurde. Ich habe das Glück, eine tolle Gruppe von Expats und einen netten Kreis von deutschen Freundinnen und Freunden zu haben, mit denen ich in meiner Freizeit ausgehen und etwas unternehmen kann.
Da mein Mann noch in der Metropolregion Chicago lebt, versuchen wir, jeden Tag miteinander zu sprechen – auch wenn es nur für wenige Minuten ist. Der Zeitunterschied von sieben Stunden kann dabei eine echte Herausforderung sein – wenn ich arbeite, schläft er normalerweise, und wenn ich Feierabend habe, muss er in der Regel arbeiten. Ich versuche auch, ein paar Mal pro Woche mit meinen Eltern und meiner Schwester zu telefonieren und mit meinen Freunden per Videoanruf in Verbindung zu bleiben.
Spazierengehen ist eines meiner großen Hobbys, und dafür ist München im Sommer hervorragend geeignet. Die vielen Parks und Plätze, die zum Flanieren einladen, sind für mich einfach herrlich. Südlich der Stadt gibt es viele kleine Orte mit schönen Seen und einem atemberaubenden Blick auf die Berge. Ich hatte auch schon die Gelegenheit, Schweden, Österreich und die Schweiz zu besuchen. Und ich freue mich darauf, bald noch mehr zu reisen.
Beste Grüße aus München
Jana