Nachhaltigkeit in den eigenen Logistikprozessen
Transport von Sattelzugmaschinen per Bahn

Ein Beispiel für eine aktuelle Initiative liefert die Kooperation zwischen TRATON und Hödlmayr International, einem großen Anbieter multi-modaler Transportlösungen, mit dem Ziel mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlegen. Der Transport von Sattelzugmaschinen per Bahn ist aufgrund der Höhe mit Standardwaggons kaum möglich. Deshalb hat sich Hödlmayr vorgenommen, spezielle Waggons für das Segment „High & Heavy“ zu entwickeln und bekommt dabei Unterstützung von TRATON. Die Arbeitsgruppe rund um Dr. Nikolaos Michalas, Head of TRATON GROUP Outbound, bringt seit rund einem Jahr ihre Expertise zum Auslieferverkehr von Nutzfahrzeugen in die Entwicklung ein. „Wir unterstreichen mit dieser Initiative unser Commitment für Nachhaltigkeit und wollen Logistikdienstleister motivieren, mehr in die Entwickung von schienengebundenen Lösungen zu investieren“, begründet Fabio Castello, Chief Logistics Officer TRATON GROUP.

Der Einsatz von Waggons ist grundsätzlich in Ländern und auf Strecken relevant, wo lange Distanzen überwunden werden müssen. Besonders bedeutend ist dies in Regionen mit gut ausgebauten Schienennetzen und großen geographischen Entfernungen – wie in Zentraleuropa. Deutschland, Österreich, Polen, Frankreich und Spanien verfügen über ein dichtes Schienennetz und unterstützen den Güterverkehr per Bahn, um Transportlösungen mit geringem CO2-Ausstoß zu fördern. „Die ersten Analysen und Erfahrungen zeigen, dass stabile Volumen in beiden Richtungen entscheidend für den Erfolg des Zuges sind. Das stellt aber gleichzeitig eine Chance für TRATON dar, da wir in der Kombination von Volumen von Scania und MAN in Europa eine gute Auslastung für den Zug im geschlossenen Kreislauf abbilden können“, erläutert Nikolaos Michalas. „Die Indikationen sprechen primär für eine West-Ost Verbindung in Europa, wobei weitere Optionen (wie z.B. Nord-Süd) weiterhin untersucht werden.“ Konkret bedeutet das für TRATON das Potenzial, MAN aus dem Werk im polnischen Niepolomice per Schiene nach Norddeutschland, Holland und England zu bringen, und Scania aus dem niederländischen Werk in Zwolle nach Polen und in die südosteuropäischen Länder.

Tonnenweise CO2 gespart durch die Verlagerung auf die Schiene

Hödlmayr sieht insgesamt ein sehr großes Potenzial zur CO2 Reduktion in der Verlagerung auf die Schiene: „Mit Hub & Spoke-Konzepten werden Langstrecken per Bahntransport abgewickelt, die letzte Meile vom Fahrzeuglogistikzentrum zum Kunden wird auf Lkw-Transporter gefahren. Ein Ganzzug mit 14 Waggons kann im Idealfall 84 Sattelzugmaschinen transportieren. Bei einem Ganzzug pro Woche ab einem Verladeterminal in der Nähe des Produktionswerks bis zu einem Compound in einer geographisch günstigen Lage nahe in den Zielgebieten zur Auslieferung der Lkw können so bis zu 4.000 Lkw je Strecke per anno auf der Bahn transportiert werden. Im Pendelverkehr also bis zu 8.000 Lkw je Rundlauf“, rechnet Michael Wöckinger, General Manager Hödlmayr High & Heavy GmbH, vor. „Abhängig von der eingesetzten Energiequelle der Lokomotive entstehen bei Bahnverkehren bis zu 80 % weniger Emissionen als beim dieselangetriebenen Lkw-Verkehr auf der Straße.“

Die Verlagerung von 12.000 Lkw auf die Schiene spart jährlich 7.200 Tonnen CO₂.
Die Verlagerung von 12.000 Lkw auf die Schiene spart jährlich 7.200 Tonnen CO₂.

Aktuell hat MAN bereits einen Zug im Einsatz für die Auslieferungen vom Werk Niepolomice nahe Krakau. „Die Einsparung von CO2-Emissionen ist von dem aktuellen Dienstleister auf 0,6 tn pro Fahrzeug berechnet“, erläutert Michalas und unterstreicht das große Potenzial, das hier schlummert: „Aktuell analysieren wir das Szenario der Ost-West Verbindung mit 12.000 Fahrzeugen pro Jahr. Allein in diesem Szenario sprechen wir dann von einer möglichen Einsparung von bis zu 7.200 tn CO2 jährlich.“

Bei Hödlmayr reiht sich diese Initiative in eine ganze Reihe von Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit ein. So strebt der Fahrzeuglogistiker unter anderem danach, den Anteil der Fahrzeuge im Fuhrpark mit alternativen Antrieben kontinuierlich zu erhöhen. Bis 2030 sollen 10% der Lkw mit Antrieb aus erneuerbaren Energiequellen unterwegs sein, bis 2040 sogar 90%. Unter anderem wird auch heute schon HVO (Hydrotreated Vegetable Oils) getankt, wo möglich, wodurch die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu herkömmlichen Dieselkraftstoffen reduziert werden können. „Fakt ist, wir hinterlassen als international tätiger Fahrzeuglogistiker einen nicht unwesentlichen CO2-Fußabdruck, der lediglich mittel- bis langfristig zu eliminieren ist. Wir sind uns unserer wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Deshalb setzen wir uns bereits seit vielen Jahren mit dem Thema der Nachhaltigkeit auf unterschiedlichsten Ebenen auseinander“, fasst Michael Wöckinger zusammen.

Daher kommt bei Hödlmayr auch das Emissionserfassungstool vom Scania Start-up Elain zur Analyse der CO2-Daten für High & Heavy-Transporte in Europa und der Türkei zum Einsatz. Durch die Nutzung des Elain Advanced Tools kann man die CO₂-Emissionen in der Logistik transparent machen. Mit Daten direkt aus dem Fahrzeug werden Emissionen pro Auftrag, Empfänger und Spediteur visualisiert und ermöglichen es, Emissions-Hotspots zu finden, Verbesserungsmaßnahmen anzustoßen und im Zeitverlauf zu überwachen. Das große Potenzial für die Reduzierung der Emissionen in den Logistikprozessen hatte Viktoria Kindesjö, Head of Product & Sustainability bei Elain, während des Scania Trainee-Programms und der dazugehörigen Rotation durch verschiedene Bereiche des Unternehmens erkannt – und daraufhin Elain gegründet.

Scania Truck verlässt das Werk in Stockholm, Schweden.
Ein Scania Truck verlässt das Werk in Stockholm, Schweden.

E-Trucks im Werkverkehr

Einen wirksamen Hebel zur CO2 -Reduktion in Logistikprozessen bietet natürlich der Einsatz von batterieelektrischen Lkw. Und auch hier befinden sich die Marken der TRATON GROUP in einer Doppelrolle: Sie bieten ihren Kunden entsprechende Fahrzeuge an, setzen sie aber auch selbst in und zwischen den Produktionswerken ein. Seit Oktober 2023 verkehren die ersten vollelektrischen MAN eTrucks zwischen den deutschen Standorten München, Dachau, Nürnberg und Salzgitter. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen Verkehre zu den polnischen Standorten Krakau und Starachowice hinzukommen. Bei Scania rollt der Werksverkehr zwischen Nykvarn und Södertälje batterieelektrisch sowie die werksinternen Logistikströme im Scania-Werk Oskarshamn.

Volkswagen Truck & Bus plant in Resende
Volkswagen Truck & Bus Werk in Resende: Vollelektrische eDelivery-Trucks, ausschließlich von Frauen gefahren

Nahezu emissionsfrei sind auch einige Logistikströme im Volkswagen Truck & Bus Werk in Resende: Vollelektrische eDelivery, gefahren ausschließlich von Frauen, absolvieren rund 23 Rundfahrten pro Tag über das mehr als eine Million Quadratkilometer große Werksgelände. Im Vergleich zu seinem Diesel-Vorgänger können die entsprechenden Emissionen mit dem eDelivery um mehr als 90 % reduziert werden, wenn man den geringen CO2-Fußabdruck des brasilianischen Strommixes berücksichtigt.