Als IT Sustainability Lead bei Scania schlägt Huifen Cong die Brücke zwischen Technologie und Umweltverantwortung. Mit einem Hintergrund in nachhaltiger Entwicklung und neugierigem Blick für Innovationen half sie dabei, Scanias erste CO₂ Richtlinie für IT-Emissionen zu erstellen – eine Pionierarbeit, die inzwischen ähnliche Initiativen in der gesamten TRATON GROUP inspiriert hat. In enger Zusammenarbeit mit Teams anderer Marken ist Cong in stetem Austausch darüber, wie digitale Prozesse die Dekarbonisierung innerhalb der gesamten Markengruppe vorantreiben können.

Huifen, du hast nachhaltige Entwicklung studiert, bevor du zu Scania gekommen bist. War dir das Unternehmen damals bereits bekannt?

Während meines Masterstudiums in Schweden war Scania kaum zu übersehen – man sieht ihre LKW überall. Eine Freundin, die dort arbeitete, sprach sehr positiv über das Unternehmen. So wurde Scania für mich zu meinem Wunscharbeitgeber, auch wenn ich mir damals nie vorstellen konnte, tatsächlich so bald dort zu landen. Während des Studiums fand ich ein Praktikum im Bereich Green IT. In der Ausschreibung stand: „Interessierst du dich für Emissionen aus IT und Cloud Services?“ Das hat mich sofort angesprochen. Ich hatte einen Nachhaltigkeitshintergrund, aber bis dahin nur eine gewisse Neugierde für IT. Ich dachte: Was passiert, wenn man diese beiden Welten verbindet? Bei Scania berechnete ich dann den ersten CO₂-Basiswert für IT. Nach meinem Abschluss wurde ich als IT Sustainability Lead übernommen. Alles begann mit der Frage: Wie kann die IT Teil von Scanias Nachhaltigkeitsprogramm werden?

Warum war Green IT für dich ein so spannendes Feld?

Scania ist bekannt für LKW und Fertigung – IT wirkt da fast wie ein anderes Universum. Aber ich sah darin eine echte Chance, etwas Bleibendes zu schaffen. Unser Anspruch, den Wandel hin zu einem nachhaltigeren Transportsystem voranzutreiben, hängt auch davon ab, wie verantwortungsvoll wir Technologie einsetzen. Man kann sich nicht nur auf die Emissionen der Fahrzeuge konzentrieren und den Fußabdruck der Systeme dahinter ignorieren. Also begannen wir bei null, um unsere eigene digitale CO₂-Bilanz zu verstehen.

Porträt von Huifen Cong, IT Sustainability Lead bei Scania, lächelnd mit Brille und schwarzem Oberteil, vor einem Hintergrund aus grünen Farnblättern stehend.
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Unser Anspruch, den Wandel hin zu einem nachhaltigeren Transportsystem voranzutreiben, hängt auch davon ab, wie verantwortungsvoll wir Technologie einsetzen.

Huifen Cong IT Sustainability Lead bei Scania Quote

Du hast geholfen, Scanias IT-Emissionsrichtlinie zu erstellen. Wie kam es dazu?

Im Jahr 2022 war das in der Branche noch völliges Neuland. Wir starteten mit einer simplen Frage: „Wie groß ist eigentlich der Fußabdruck der IT?“ Anfangs wusste das niemand. Der Fokus lag auf den LKW – was nahelag, da sie unsere größte Emissionsquelle sind. Aber ich dachte: Wenn niemand die Antwort auf den Fußabdruck der IT kennt, sollten wir der Sache nachgehen.

Ich verbrachte sechs Monate damit, Daten aus verschiedenen Abteilungen zu sammeln, den Rahmen zu definieren und eine transparente Methodik zu entwickeln. Es war viel Arbeit, aber als die Ergebnisse kamen, war es ein Augenöffner: Rund 80 % unserer IT-bezogenen Emissionen stammen aus Hardware – also PCs, Fabrikausrüstung und Rechenzentren. Diese Erkenntnis schwarz auf weiß zu sehen, war ein Wendepunkt für mich. Deshalb bin ich auch in der Abteilung Digital Workplace angesiedelt, die IT-Hardware und -Services für Scania-Mitarbeitende bereitstellt. Wir haben erkannt, dass hier die größten Chancen liegen. Ich nenne das gern „die großen Fische fangen“ auf unserer IT-Reise.

Du hast einmal gesagt, dich leitet die Philosophie „Es ist besser, um Verzeihung zu bitten als um Erlaubnis.“ Wie passt das zu Nachhaltigkeit?

Dieser Satz stammt eigentlich von unserem CIO, Jan Andries Oldenkamp, und er ist mir im Gedächtnis geblieben. Bei Scania habe ich gelernt, dass Innovation oft Mut erfordert – Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Diese Freiheit hat es mir ermöglicht, im Bereich Green IT zu experimentieren. Meine Kollegen und Vorgesetzten vertrauen mir, Neues auszuprobieren – und dieses Vertrauen beflügelt Kreativität.

Huifen Cong, IT Sustainability Lead bei Scania:

Du hast auch das Green IT Ambassadors Network aufgebaut. Wie funktioniert das?

Mir wurde klar, dass ich das nicht allein schaffen kann – IT ist ein sehr weites Feld. Also haben mein Manager und ich vor zwei Jahren das Green IT Ambassadors Network gegründet. Inzwischen umfasst es mehr als 20 Personen aus unterschiedlichen Abteilungen und Regionen – von Forschung & Entwicklung bis zum Einkauf. Jeder Botschafter leitet kleinere Initiativen: von der Analyse von KI-Emissionen bis zur Wiederverwendung von Rechenzentrums-Equipment. Eine Kollegin startete ein Refurbishment-Programm für gebrauchte Hardware, durch das Server und Komponenten ein zweites Leben erhalten. Scania beteiligt sich außerdem an der Digital Cleanup Day-Initiative, die das Bewusstsein für die Umweltfolgen digitaler Technologien schärfen soll. Ich sehe meine Rolle darin, diese Menschen zu unterstützen und miteinander zu vernetzen. Genau dort entsteht die eigentliche Wirkung.

Was begeistert dich am meisten an der Zukunft von Green IT?

Ich glaube, die größten Chancen liegen darin, drei Faktoren gleichwertig auszubalancieren: Kosten, Nutzererlebnis und Nachhaltigkeit. Es geht nicht darum, Nachhaltigkeit teuer zu machen – sondern effizient. Zum Beispiel haben wir eine neue Zubehörrichtlinie eingeführt: Wenn Mitarbeitende einen Computer bestellen, können sie wählen, ob sie eine Tastatur oder Maus dazubekommen möchten. Diese kleine Änderung senkte sowohl Kosten als auch Abfall.

Wir haben bei Scania – und innerhalb der TRATON GROUP – einen zentralen Wert: Verschwendung vermeiden. Ob in der Produktion oder in der IT, wir fragen uns immer: „Brauchen wir das wirklich?“ Dieses Leitbild gibt uns Halt – und eröffnet zugleich Raum für Innovation.

Du bist seit Beginn Teil dieses kulturellen Wandels. Was hat sich seitdem am meisten verändert?

Als ich anfing, fragten die Leute noch, warum wir überhaupt Green IT brauchen. Heute fragen sie, wie wir noch mehr tun können. Das Bewusstsein ist ein völlig anderes. Wir sind von Ideen zu konkretem Handeln übergegangen – wir nutzen Geräte wieder, dokumentieren das systematisch. Kleine Schritte, die zusammen eine große Wirkung entfalten.

Bildrechte: Peggy Bergman, Scania.