Stellen Sie sich eine Welt ohne Verkehrsmittel vor – eine unhaltbare Situation, in der die Supermarktregale leer sind und der lebendige Rhythmus unserer globalen Industrie verstummt. Der Verkehr, die Lebensader unserer vernetzten Welt, kommt zum Erliegen. Waren und Menschen werden immobil und der einst so mühelose Strom von Waren und Dienstleistungen bricht zusammen. Städte, die bisher dynamische Knotenpunkte dieser Dynamik waren, veröden, da ihre Funktion als logistische Herzkammer wegfällt. Für die heutige Gesellschaft ist eine solche Vision eine beängstigende Vorstellung. Wir müssen uns zwar keine Zukunft ohne Logistik vorstellen, wohl aber müssen wir eine Zukunft ohne Emissionen in Betracht ziehen – und eine solche Welt aufbauen, wenn wir künftigen Generationen eine intakte Welt hinterlassen möchten. Neue Technologien beschleunigen diese Transformation, aber es bleiben einige Herausforderungen, auf die die TRATON GROUP vorbereitet ist.
Eine nachhaltige Welt durch Elektrifizierung
Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Transportmitteln rückt die Elektrifizierung in das Zentrum der Transportbranche. Denn der Übergang zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (BEVs) unterstützt nicht nur die Umweltziele, sondern bietet den Unternehmen auch die Möglichkeit, eine Führungsrolle auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu übernehmen. Gleichzeitig stellt die Elektrifizierung für die Betreiber ein ermutigendes Geschäftsmodel dar.
Der Weg zur Elektrifizierung steht jedoch auch vor Herausforderungen. Einer der größten Faktoren ist die unzureichende Ladeinfrastruktur, insbesondere das Fehlen von Hochleistungs-Schnellladeeinrichtungen für schwere Nutzfahrzeuge. Darüber hinaus stellt die Vielschichtigkeit der unterschiedlichen Emissionsnormen für Diesel- und Null-Emissions-Fahrzeuge auf den globalen Märkten ein Hindernis dar, da sie Investitionen sowohl in alte als auch in neue Technologien erfordert. Abgesehen von diesen Aspekten muss auch das derzeitige Lieferanten- und Produktionsnetzwerk angepasst und entwickelt werden, um die Massenproduktion von BEVs zu ermöglichen; zudem müssen die Vertriebs- und Servicekapazitäten an die sich entwickelnde Realität angepasst werden.
Die TRATON GROUP hat die Chancen der Elektrifizierung erkannt und investiert strategisch in ihr batterieelektrisches Produktportfolio. Dazu gehören auch Investitionen in neue Anlagen wie das neue Batteriemontagewerk von Scania, MAN wird ab 2025 am Standort Nürnberg bis zu 100.000 Batteriepacks pro Jahr herstellen.
Die TRATON GROUP entwickelt die Produkte ihrer Marken stetig weiter. So ist Scania einer der Hauptakteure bei der Entwicklung von Elektro-Lkw und Elektro-Bussen, entwickelt nachhaltige Transportlösungen und bietet Hybrid-Alternativen für eine verbesserte Kraftstoffeffizienz an. Im Oktober 2023 stellte das Unternehmen mit auf die E-Mobilität adaptierten Fahrgestellen, neuen Batterien und optimierten Zusatzsystemen wichtige Aktualisierungen für seine städtischen BEV-Lösungen vor. In der Zwischenzeit hat MAN den Elektrobus Lion‘s City E entwickelt, der bedarfsgerecht auf den städtischen Personentransport zugeschnitten ist; die Produktion des eTGX für den Fernverkehr wird 2024 beginnen. Und Volkswagen Truck & Bus (VWTB) bietet mit dem eDelivery den ersten zu 100 % elektrisch betriebenen Lkw an, der in Lateinamerika produziert wird.
Diese Beispiele zeigen, wie sich die TRATON GROUP positioniert, um eine zentrale Rolle beim Übergang in eine Welt ohne fossile Brennstoffe zu spielen. Im Hinblick auf die Herausforderung der Ladeinfrastruktur engagiert sich TRATON aktiv und investiert in das Joint Venture Milence, das sich auf High-End-Megawatt-Ladesysteme (MCS) für Langstrecken-Schwerlastkraftwagen und Reisebusse in Europa konzentriert, um so die flächendeckende Einführung von elektrischen Nutzfahrzeugen zu erleichtern. TRATON und Milence sind zuversichtlich, dass die Umstellung auf den elektrischen Verkehr mit erheblichen Energiekosteneinsparungen einhergehen wird, die letztlich wiederum den Kunden zugutekommen.
„Wir investieren Milliarden in unsere Elektrifizierungsbemühungen und planen, die Mehrheit unserer Lkw nach 2030 als vollelektrische Fahrzeuge zu verkaufen, wo immer die Infrastruktur dies zulässt. Wir haben bereits unseren letzten großen Dieselmotor auf den Markt gebracht. Und natürlich stecken wir eine Menge Ressourcen in die Ladeinfrastruktur und die Ladedienste“, erklärt Andreas Kammel, der bei TRATON für die Strategie in Bezug auf alternative Antriebe verantwortlich ist.
Der digitale Umbruch: Navigieren auf der Datenautobahn
Die zunehmende Bedeutung digitaler Technologien stellt eine große Chance für neue Geschäftsmodelle und Lösungen für Kunden dar. Unternehmen, die sich die Digitalisierung zu eigen machen, können Echtzeitdaten nutzen, um ihr Flotten- und Transportmanagement zu optimieren, die Fahrzeugleistung zu überwachen und zu verbessern und insgesamt die Entwicklung der Branche voranzutreiben.
„Wir sehen eine Verschiebung des Fokus in Richtung Digitalisierung und Software-Bereiche, die traditionell nicht zu unseren Kernkompetenzen gehören. Daher müssen wir potenzielle Partnerschaften mit Unternehmen prüfen, die in diesen Bereichen stark sind“, erklärt Malte Schmitz, Head of Strategy and Business Operations in der TRATON GROUP.
Autonomes Fahren: den Weg zur Effizienz ebnen
Der weltweite Trend zur Elektrifizierung geht einher mit der Vision des autonomen Fahrens und verspricht mehr Effizienz und Sicherheit im Güterverkehr. Sobald autonome Lkw in den regulären Betrieb integriert sind, haben sie das Potenzial, die Branche zu revolutionieren – weil sie die Betriebskosten senken und die Gesamteffizienz und -sicherheit erhöhen. Darüber hinaus ist die Integration der autonomen Fahrtechnik eine vielversprechende Option, um die anhaltenden Herausforderungen des Fahrermangels zu bewältigen.
Die Erwartungen an das weitverbreitete autonome Fahren sind hoch und zeigen, wie gewaltig die Herausforderungen sind, darunter die Komplexität, wenn eine vollständige Autonomie erreicht wird und die Neukalibrierung der ursprünglichen Zeitpläne. Die Transportbranche hat die Erwartungen mittlerweile neu bewertet, wobei die Komplexität des autonomen Fahrens und die Notwendigkeit umfangreicher Tests betont wird.
Die TRATON GROUP und ihre Marken bereiten sich schon jetzt auf das neue Transportzeitalter vor.
„Wir entwickeln unser System als ein gemeinsames Team, um maßgeschneiderte Kundenlösungen mit einem modularen Ansatz für alle Marken innerhalb der TRATON GROUP zu schaffen“, sagt Peter Hafmar, Vice President und Head of Autonomous Solutions bei Scania und verantwortlich für die Koordination der autonomen Lösungen innerhalb der Gruppe.
Im On-Road-Segment gibt es bereits mehrere Aktivitäten. Seit 2021 führt Scania täglich autonome Tests auf öffentlichen Straßen durch, bei denen sowohl unternehmenseigene Güter als auch Kundengüter transportiert werden. Diese Tests haben zur Verbesserung der logistischen Abläufe und der Datenerfassung beigetragen, was die Geschwindigkeit der zukünftigen Entwicklung erhöhen wird.
Im Förderprojekt ATLAS-L4 haben MAN und zwölf Partner wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Entwicklung von selbstfahrenden Lkw für die Hub-to-Hub-Automatisierung auf deutschen Autobahnen erreicht. Die praktische Erprobung auf der Autobahn ist für 2024 geplant. Ziel des Projekts ist es, den Fahrermangel zu beheben, die Effizienz zu steigern und die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
Und auch in anderen Bereichen gibt es mehrere erfolgreiche Projekte. In Ulm wurde im Rahmen des von MAN und seinen Partnern geleiteten Projekts ANITA (Autonomous Innovation in Terminal Operations) der Einsatz von selbstfahrenden Lkw in einem Containerterminal erfolgreich entwickelt und getestet. Der autonome Lkw MAN TGX 18.510, der mit modernster Sensortechnik ausgestattet ist, fährt vollautomatisch, erreichte die Projektziele und deutet auf ein Effizienzpotenzial von 40 % beim Frachtumschlag hin.
Scania und Rio Tinto haben eine langfristige Forschungs- und Entwicklungskooperation für die kontinuierliche Weiterentwicklung autonomer Technologien vereinbart, in deren Rahmen die Channar Mine von Rio Tinto der erste aktive Partnerstandort für die autonome Bergbaulösung von Scania geworden ist. Rio Tinto und Scania starteten die neuen Tests mit den autonomen 40-Tonnen-Minenfahrzeugen von Scania und erreichten schnell einen wichtigen Meilenstein im fahrerlosen Betrieb.
Darüber hinaus testet VWTB autonome Technologien, die von Erntemaschinen auf Ackerland und auf Zuckerrohrfeldern in São Paulo eingesetzt werden.
Diese Beispiele unterstreichen das Engagement von TRATON für die Weiterentwicklung der autonomen Technologie. Durch Praxistests und Kooperationen trägt das Unternehmen aktiv zur Realisierung des autonomen Fahrens in der Nutzfahrzeugindustrie bei.
Die Bemühungen der Gruppe werden anerkannt: Die Versuche von MAN mit autonomen Lkw waren so erfolgreich, dass das Unternehmen von der Jury des „International Truck of the Year“ mit dem „Truck Innovation Award 2024“ ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung würdigt die MAN-Projekte ANITA und ATLAS-L4 für autonome Lkw.
„Ich gehe davon aus, dass das autonome Fahren in den nächsten Jahrzehnten zu einem wichtigen Faktor im weltweiten Verkehrswesen wird. Ich bin jedoch vorsichtig mit Vorhersagen, wann genau wir einen signifikanten Anstieg des autonomen Betriebs sehen werden“, sagt Malte Schmitz.
Eine transformative Veränderung der Geschäftsmodelle
„Wenn man sich die Elektrifizierung, die Digitalisierung und die Autonomie ansieht, wird deutlich, dass die gesamte Branche ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln muss, um diesen Trends gerecht zu werden. Auf dem dynamischen europäischen Lkw-Markt, der sich durch seine Fragmentierung auszeichnet und auf dem der durchschnittliche Spediteur nur etwa sieben Lkw besitzt, entstehen neben den laufenden Trends auch neue Risiken. Für uns ist es von entscheidender Bedeutung, die Spediteure dabei zu unterstützen, diese Herausforderungen effektiv zu bewältigen und damit klarzukommen. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf den Umgang mit diesen Risiken richten, schützen wir uns nicht nur vor potenziellen Fallstricken, sondern können auch wertvolle Unterstützung leisten“, erklärt Gustaf Sundell, Executive Vice President und Head of Ventures and New Business bei Scania.
„Wenn man sich die Elektrifizierung, die Digitalisierung und die Autonomie ansieht, wird deutlich, dass die gesamte Branche ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln muss, um diesen Trends gerecht zu werden.“
Gustaf Sundell, Executive Vice President und Head of Ventures and New Business bei Scania,
Vor Kurzem kündigte er ein Joint Venture (JV) für Scania mit dem Logistik-Start-up Sennder an. Das neue Joint Venture mit Sitz in Berlin namens JUNA wird ein innovatives Pay-per-Use-Modell für Elektro-Lkw einführen, verbunden mit einer Nutzungsgarantie. Der Preis beinhaltet den Zugang zu Scania-Elektrofahrzeugen, Reparatur, Wartung, Versicherung sowie digitalen und analytischen Dienstleistungen. JUNA soll den Weg für die großflächige Einführung von Elektrofahrzeugen ebnen, indem es die Hindernisse zur Seite räumt, die der Branche derzeit im Wege liegen. Dazu gehören hohe Vorlaufkosten, Restwert und technologische Risiken. Im Gegenzug wird das Gemeinschaftsunternehmen durch garantierte Einnahmen für wirtschaftliche Planbarkeit sorgen. Die Initiative zielt darauf ab, die Branche zu dekarbonisieren und das gewaltige Potenzial für einen nachhaltigen, elektrifizierten Verkehr aufzuzeigen.
Mit der Entwicklung der autonomen Technologie kann sich das Konzept des Transport-as-a-Service (TaaS) entwickeln, bei dem der Transport nicht mehr als eigenes Gut, sondern als Dienstleistung auf Abruf funktioniert. Dies könnte sich im Laufe der Zeit entwickeln, wobei die Fahrzeughersteller (Original Equipment Manufacturer = OEMs) sich sorgfältig innerhalb ihres Ökosystems positionieren müssen. Über digitale Plattformen können Unternehmen mit externen Logistikanbietern in Verbindung treten und ihren Transportbedarf auslagern. Dieses Modell bietet Flexibilität und Kosteneffizienz und ermöglicht es Unternehmen, für Transportdienstleistungen nach Bedarf zu zahlen, ohne dass sie eine eigene Flotte besitzen und unterhalten müssen.
Durch ihre „TRATON Way Forward“-Strategie gestaltet die TRATON GROUP aktiv die Zukunft von Transport und Logistik, die Diversifizierung der Einnahmequellen und die Erforschung innovativer Geschäftsmodelle.
Mit der Einführung von TRATON Financial Services im Jahr 2023 bieten die TRATON GROUP und ihre Marken zudem umfassende konzerneigene Finanzierungslösungen, um den Anforderungen neuer Technologien und Geschäftsmodelle gerecht zu werden.
„Die Zukunft des Transportwesens wird sich hinsichtlich der Emissionen um Welten von unserem Status quo unterscheiden, wird in allen Bereichen effizienter – und damit auch kostengünstiger – und sicherer sein. Wir werden von einem Modell mit hohen Betriebskosten zu einem Modell mit hohen Kapitalkosten übergehen, was für intensiv genutzte Anwendungen tendenziell ein sehr günstiger Kompromiss ist“, sagt Andreas Kammel. „Wir werden die Fahrzeuge liefern, die für die zugrunde liegenden Umwälzungen – vor allem Elektrifizierung und autonomes Fahren – erforderlich sind, aber wir werden unseren Kunden auch in Bezug auf das gesamte Ökosystem, das sie umgibt, helfen.“
„Wir werden die Fahrzeuge liefern, die für die zugrundeliegenden Umwälzungen – vor allem Elektrifizierung und autonomes Fahren – erforderlich sind, aber wir werden unseren Kunden auch in Bezug auf das gesamte Ökosystem, das sie umgibt, helfen.“
Andreas Kammel, Senior Manager Alternative Drivetrains bei der TRATON GROUP,
In den nächsten Artikeln dieser Serie werden Experten der TRATON GROUP die Chancen und Herausforderungen, die mit der Zukunft des Transports verbunden sind, im Detail untersuchen. Sie werden aufzeigen, wie TRATON und ihre Marken Scania, MAN, Navistar und VWTB die Bemühungen der Industrie zur Dekarbonisierung vorantreiben, wie sie einen leichteren Zugang durch passende Finanzierungslösungen ermöglichen und wie TRATON und ihre Marken die Bedeutung der Lobbyarbeit bei Regierungen betrachten, um den Wandel in der Welt des Transports voranzutreiben.