Lkw von der Firma MAN fährt auf Autobahn

Der Transport der Zukunft wird zunehmend über automatisiert fahrende, vernetzte Fahrzeuge erfolgen. Eine entscheidende Rolle in der Forschung spielt dabei Platooning. Gemeint ist damit die Verbindung mehrerer Fahrzeuge, die, in geringem Abstand aufeinanderfolgend, eine Gruppe formen. Mithilfe eines IT-gestützten Steuerungssystems lassen sich so zwei oder mehr Lastwagen digital und elektronisch miteinander vernetzen. Für TRATON ist Platooning ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum automatisierten Fahren und trägt zur Optimierung des Transports bei. Denn: Platooning führt zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch und zu niedrigeren CO₂-Emissionen – bei gleichzeitig deutlich höherer Sicherheit.

„MAN und Scania entwickeln sehr gute technische Lösungen – die Herausforderung ist, diese miteinander zu kombinieren“

Durch die enge Kooperation seiner Marken treibt TRATON die gemeinsame Entwicklung eines „Dual-Brand Platoons“  weiter voran. Das Besondere daran: Beim Dual-Brand Platooning können Fahrzeuge verschiedener Marken als gemeinsamer Lkw-Konvoi vernetzt werden. Das TRATON Projekt im Bereich Dual-Brand Platooning gilt als Meilenstein im Transportwesen und ist das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe. Daniel Feldmeier, MAN Research Department, und Per Sahlholm, Scania Autonomous Solutions, koordinieren als verantwortliche Projektleiter seitens MAN und Scania das markenübergreifende Gemeinschaftsprojekt. Seit etwa einem Jahr arbeiten sie mit einem Team aus MAN und Scania Ingenieuren an der schrittweisen Implementierung technologischer Lösungen der jeweiligen Marken im Bereich Dual-Brand Platooning. „MAN und Scania entwickeln intern sehr gute technische Lösungen, die unabhängig voneinander bei der jeweiligen Marke funktionieren. Die Herausforderung dabei ist, diese miteinander zu kombinieren“, sagt Per, der als Projektleiter seitens Scania für Dual-Brand Platooning verantwortlich ist.

Regelmäßiger Austausch vor Ort und via Skype

Bei der Zusammenarbeit sind regelmäßige gemeinsame Treffen erforderlich, allerdings forschen beide Marken auch unabhängig voneinander an den Hauptsitzen in München (MAN) und Södertälje (Scania). „Wir haben verschiedene Schritte und Themen definiert, an denen wir arbeiten. Dazu treffen wir uns an verschiedenen Orten in Schweden oder in Deutschland, wo wir zum Beispiel eine Woche lang zusammensitzen. Nach den gemeinsamen Treffen bekommt jedes Team ein ,Hausaufgaben‘-Paket mit, an dem es, zurück bei MAN oder Scania, an den eigenen Fahrzeugen und im Büro arbeitet. Oft synchronisieren wir unsere Ergebnisse via Telefon oder Skype. Sobald wir den nächsten Schritt erreicht haben, treffen wir uns wieder und arbeiten gemeinsam an unseren Lastwagen“, erklärt Daniel.

MAN und Scania führend bei Platooning-Tests unter realen Bedingungen

Die traditionsreichen Marken MAN und Scania besitzen weitreichende Expertise und gelten als führend im Bereich Platooning. Sowohl MAN als auch Scania haben bereits mehrere Platooning-Tests in Forschungsinitiativen und Pilotprojekten unter realen Alltagsbedingungen auf öffentlichen Straßen durchgeführt. Gemeinsam mit DB Schenker brachte MAN im Frühjahr 2018 Test-Kolonnen auf die A9 zwischen München und Nürnberg. Etwa zeitgleich im März startete Scania ein Pilotprojekt mit dem spanischen Transportunternehmen Acotral zwischen Ribarroja und Getafe sowie Valladolid und Getafe.

Das Dual-Brand-Platooning-Konzept: eine gemeinsame Vision und reger Austausch miteinander

Bei so viel Eigenständigkeit und individueller Kompetenz sind Absprachen und Abstimmungen der Marken untereinander wichtig. Laut Daniel und Per überwiegt bei der Organisation und Priorisierung der einzelnen Schritte letztlich die gemeinsame Vision großartiger Transport-Lösungen. „Innerhalb unserer Gruppe, egal ob bei MAN oder Scania, sind wir alle begeisterte Lastwagenfans und tun gerne, was wir tun“, so Daniel. Per ergänzt: „Wenn alle an einem Strang ziehen, gibt es keine Probleme. Im Gegenteil, wir freuen uns auf den Austausch miteinander und arbeiten gerne zusammen an unseren Produkten.“

Henrik Henriksson, Andreas Renschler und Joachim Drees blicken lächelnd in die Kamera und geben sich die Hand.

Dual-Brand Platooning bringt Mehrwert für Marken und Gruppe

Von diesem gemeinsamen Forschungsprojekt profitieren nicht nur die jeweiligen Marken, sondern auch die TRATON GROUP als Gesamtes. Neue Erkenntnisse der markenübergreifenden Zusammenarbeit lassen Rückschlüsse für die eigene Forschung von MAN und Scania zu. „Indem wir die bisherigen Ergebnisse von MAN und Scania miteinander vergleichen und teilen, erhalten wir neue Ideen und können gleichzeitig  als Marke dazulernen“, erklärt Daniel. Das Gemeinschaftsprojekt leistet aber auch einen wertvollen Beitrag für die gesamte TRATON Gruppe und bietet Kunden markenübergreifende Lösungen bei der Nutzung ihrer Produkte. „Sobald Dual-Brand Platooning im realen Straßenverkehr zugelassen ist, können Kunden aller TRATON Marken ihre Produkte mittels Dual-Brand Platoon vernetzen. Das ist ein toller Aspekt“, ergänzt Per.

Die individuellen Kompetenzen der Marken zu stärken und miteinander zu kombinieren – das ist das Ziel von TRATON. Im Bereich Dual-Brand Platooning zeigt sich das Potenzial einer markenübergreifenden Kooperation innerhalb der Gruppe. Langfristig ließen sich auf einer EU-weiten standardisierten Ebene sogar sämtliche Marken diverser Hersteller, die den gegebenen Standards entsprechen, miteinander kombinieren. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten – Hersteller und Kunden gleichermaßen.

Dual-Brand Platooning

Interview mit Daniel Feldmeier und Per Sahlholm